zum Hauptinhalt

Forum Museumsinsel: Noch teurer als der Leipziger Platz

Der bayerische Unternehmer Ernst Freiberger investiert ins „Forum Museumsinsel“ 300 Millionen Euro. Aus den leerstehenden Industrie- und Klinikbauten soll zukünftig ein urbanes Viertel werden.

Berlin - An der Mundart ist ihm die Herkunft aus dem bayerischen Amerang bis heute anzumerken. Dabei zog Ernst Freiberger schon 1975 nach Berlin. Einen „echten Berliner“ nennt der frühere Kultursenator und sein heutiger Berater, Christoph Stölzl, ihn deshalb auch – weil nach Berlin so viele herzogen, nicht nur aus Schwaben. Dass aber einer, der schon zu Mauerzeiten in die „Frontstadt“ kam, einen Lebensmittelkonzern aufbaute und heute im Herzen der Stadt 300 Millionen Euro investiert – das ist wohl einmalig.

Deshalb adelte ein echter Berliner die Vorstellung seines „Forums Museumsinsel“ am Dienstag: Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit nannte es „eines der wichtigsten Projekte zur Entwicklung der Mitte“. Das ist nicht übertrieben: Das Quartier liegt an der Schnittstelle zwischen Oranienburger Straße und Museumsinsel. Noch verströmen die verlassenen Industrie- und Klinikbauten den morbiden Charme jahrelangen Leerstands. Freiberger will sie nicht abreißen, sondern rekonstruieren lassen.

Ausreichend Geld ist offenbar vorhanden: „Das Grundbuch ist jungfräulich und soll es auch bleiben.“ Soll heißen: Schulden macht der Unternehmer nicht, die Mittel stammen aus dem Verkauf der Anteile an dem Pizza- und Lebensmittelkonzern. Davon profitiert das Land, dem Freiberger 35 Millionen Euro allein für das südliche Klinikgelände überwies. Darüber freuen sich die Denkmalpfleger, weil Freiberger aus den acht Altbauten aus drei Jahrhunderten eine kleine architekturgeschichtliche Kollage schaffen will. Und damit ist auch der Bezirk zufrieden, weil Freiberger kein „Bauprojekt“ vorschwebt, sondern ein „Erlebnisraum“ mit einem Neubau im Zentrum, dessen Architektur sich mit dem Besten messen soll, das in Berlin entstand.

Dass er einen Baumeister finden wird, der diesem Anspruch gerecht wird, ist kaum zu bezweifeln: Freiberger engagierte für die Sanierung der Altbauten das Büro Patzschke (Hotel Adlon) und für die Wiederherstellung des Bauhaus-Riegels David Chipperfield (Umbau Neues Museum). Und Schickeria-Büfettier Michael Käfer soll die mediterran inspirierte Markthalle im Hof betreiben. Über der Halle entsteht ein „Museum der Mobilität“, in dem Freiberger die schönsten seiner 250 Oldtimer zeigt und wechselnde Künstler Werke zum Thema Mobilität ausstellen. Und vor dem Neubau entsteht das „Forum“, eine Freilichtbühne.

Rechnen soll sich das Ganze auch: Ein Vier-Sterne-Hotel an der Monbijoustraße, die Führungsakademie der Telekom, 30 Wohnungen in den Villen am Spreeufer sowie Büroflächen für 20 Euro pro Quadratmeter und Monat tragen dazu bei. Biergärten, Geschäfte, vor allem aber Galerien und Literatur-Cafés entstehen außerdem. Denn Kultur ist das Leitbild, auf der Museumsinsel und ihrem künftigen Forum.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false