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Berlin: Fotos, Wasserwerfer, Diskussionen

Es ist wieder Leben im Amerika-Haus – mit einer Ausstellung über ’68 in Berlin

Auf der Straße schallt die Stimme eines unsichtbaren Polizisten: „Das war die letzte Aufforderung! Wasserwerfer – marsch!“ Ein Sprechchor antwortet der gepanzerten Staatsmacht: „SPD und CDUUH – lasst das Grundgesetz in Ruuh!“ Nicht nur diese alte Tonbandaufnahme hat Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) aufgetrieben, auch den Wasserwerfer hat er in seiner Ausstellung „’68 – Brennpunkt Berlin“. Ab heute wird sie im Amerika-Haus in der Hardenbergstraße gezeigt. Lange haben die Ausstellungsmacher nach dem Fahrzeug gesucht. Drei Exemplare des alten Schlachtrosses der Straßenkämpfe existieren in der Bundesrepublik. Der Wagen vor dem Amerikahaus ist eine Leihgabe des Polizei-Motorsport-Clubs in Marburg.

Drinnen im Amerika-Haus, dessen Scheiben 1968 bei Demonstrationen gegen „Imperialismus und Vietnamkrieg“ unter dem Steinhagel der Protestler zu Bruch gingen, unterhielten sich gestern zum Auftakt der Ausstellung Zeitzeugen: Eberhard Diepgen, ehemaliger Bürgermeister von Berlin, als Student in der Jungen Union aktiv, diskutierte mit einem einstigen Wortführer der Protestbewegung, dem Schriftsteller Peter Schneider das Thema 1968 und die Folgen. Wo Diepgen im Rückblick eher den Einfluss der DDR am Werk sah, war für Schneider der befreiende Impuls zentral, das Ausbrechen aus autoritären Strukturen.

Die im Vorfeld umstrittene Schau zeigt originales Filmmaterial und Dutzende Schwarz-Weiß-Aufnahmen des Fotografen Günter Zint, Jahrgang 1941, ein politischer Reporter der Epoche und Mitarbeiter von Günter Wallraff. Zint war da, als die aufgebrachte Menge über Ku’damm und Tauentzienstraße marschierte. Das Amerika-Haus, das seit 2006 leer steht, sei durch diese Ausstellung „wachgeküsst worden“, freuten sich die Kuratoren. Bis zum 31. Mai ist eine Reihe von Debatten geplant. cf

Die Ausstellung „’68 – Brennpunkt Berlin“ findet im Amerika-Haus, Hardenbergstraße 22–24 vom 31. Januar bis 31. Mai statt. Informationen: www.bpb.de/1968

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