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Berlin: Four Seasons geht, das Regent kommt

Das Luxus-Hotel am Gendarmenmarkt muss aufgeben: Das Lieblingshaus der Hollywood-Stars geht an neuen Betreiber

Lange war es nur ein Branchengerücht, jetzt ist es traurige Tatsache: Der renommierte kanadische Hotelkonzern „Four Seasons“ gibt sein Berliner Haus am Gendarmenmarkt auf – der wohl härteste Hotelmarkt Europas hat ein prominentes Opfer gefordert. Dennoch wird das Haus nicht geschlossen, denn die Anteilseigner des Hamburger HGA-Immobilienfonds, dem das Gebäude gehört, haben sich am Mittwoch für ein Angebot der Rezidor-SAS-Gruppe entschieden, die innerhalb der nächsten acht Wochen ein Haus ihrer Marke Regent eröffnen wird. Sie betreibt auch das Radisson am Dom und hat dem Vernehmen nach fünf Millionen Euro Garantie geboten. Regent ist in Europa zurzeit nur in Zagreb vertreten; die Lizenz für das Dorint-Schlosshotel im Grunewald lief 2003 sang- und klanglos aus. Die Hyatt-Gruppe, die das Haus unter „Park Hyatt“ als Alternative zum erfolgreichen Grand Hyatt führen wollte, kam nicht zum Zuge.

Das Four Seasons galt als Lieblingshotel der Hollywood-Stars. Dustin Hoffman, Tom Hanks und Michael Douglas haben dort schon gewohnt, zuletzt vor einigen Tagen Will Smith. Der renommierte US-Hotelführer „Zagat Survey“ hat es erst in diesem Frühjahr zum besten deutschen Hotel ernannt. Es lag also nicht an der Qualität des Hauses, dass es in den roten Zahlen blieb. Rein operativ war es sogar rentabel, erzielte in Berlin neben dem Adlon die höchsten Ertragsquoten pro Zimmer, konnte aber die hohe Pacht nie erwirtschaften. Four Seasons hatte sich auf Mietgarantien von insgesamt 11,5 Millionen Euro verpflichtet; diese Summe war im Sommer 2003 verbraucht. Die anschließenden Verhandlungen blieben erfolglos. HGA nahm Kontakt mit anderen Betreibern auf und kündigte jetzt den Vertrag.

Hauptgrund für das Scheitern ist der Berliner Markt mit seinen Überkapazitäten im Fünf-Sterne-Sektor, die keine auskömmlichen Preise zulassen. Mit durchschnittlich 130 Euro pro Vier- und Fünf-Sterne-Zimmer ist Berlin weit von London oder Paris (ca. 300 Euro) entfernt. Andere Berliner Hotels können Ausgleich durch Tagungen und Großveranstaltungen schaffen, dafür ist das Haus am Gendarmenmarkt aber zu klein.

Willy Weiland, der Vizepräsident des Hotelverbands und Interconti-Direktor, sagte gestern: „Schade, dass Four Seasons gehen muss.“ Das Engagement der Gruppe sei ein „Gütesiegel für Berlin“ gewesen. Als Lehre könne er den Berliner Hoteliers nur raten: „Passt auf eure Preise auf!“ Mit Hinweis auf die Überkapazitäten sagte Weiland aber auch, eine neue Marke sei immer noch besser als ein neues Hotel. Von einem „zutiefst bedauerlichen Schritt“ sprach Natascha Kompatzki, die Sprecherin der Berlin-Tourismus-Marketing. Bedenklich sei vor allem, dass der Rückzug der Gruppe auf dem wichtigen amerikanischen Markt Aufsehen erregen und dort das positive Image Berlins beschädigen könne.

Die Mitarbeiter des Hotels sind vom Betreiberwechsel grundsätzlich nicht betroffen. Sie müssen übernommen werden, wenn sie dies wollen. Direktor Stefan Simkovics allerdings bleibt bei Four Seasons und wird sich in Deutschland nach neuen Objekten für die Gruppe umsehen: „Wenn die Bedingungen stimmen, warum nicht auch in Berlin?“

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