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Berlin: Fragen rund um die Rehabilitation

Teil 1: Welchen Zweck haben die Anschlussheilbehandlungen, was ist eine medizinische Reha und welche Form funktioniert besser: ambulant oder stationär?

Welche Aufgaben erfüllt eine Reha?

Es gibt vier Säulen in der Medizin: Die Akutversorgung in Arztpraxen und Krankenhäusern, die Prävention, um Krankheiten zu vermeiden, die Rehabilitation und schließlich die Pflege. Eine sich an die Akutversorgung anschließende Rehabilitation erleichtert es den Betroffenen, in ihr altes Leben, in ihre Selbstständigkeit und ihren Job zurückzukehren. „Eine Reha soll erkrankte Erwerbsfähige in das Berufsleben zurückführen oder deren Arbeitskraft erhalten“, sagt Holger Hoppe, Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Rehabilitationsärzte Deutschlands. „Doch auch Rentner können einen Antrag stellen: Bei ihnen geht es darum, sie aus der Pflegebedürftigkeit zu holen oder sie davor zu bewahren.“ Dabei spielen aber auch Einspareffekte für das Sozialsystem eine Rolle. Denn durch die Erhaltung der Arbeitskraft beziehungsweise die Vermeidung von Pflegebedürftigkeit kann eine Rehabilitation den Bezug von laufenden Sozialleistungen vermeiden oder diese vermindern. Und schließlich geht es bei einer Reha darum, Behinderungen und chronische Krankheiten zu überwinden, zu lindern oder wenigstens deren Verschlimmerung zu verhindern.

Was unterscheidet die Reha von einer Kur oder einem Wellness-Aufenthalt?

Wellness-Angebote dienen dazu, die Gesundheit zu erhalten und fit zu bleiben. „Diese werden jedoch nicht ärztlich verordnet, sondern müssen aus der eigenen Tasche gezahlt werden“, sagt der Rehabilitationsarzt Hoppe. Beim „Kurlaub“ steht ebenfalls das Wohlbefinden – also Wellness – im Mittelpunkt. Der Begriff „Kur“ werde heute – mit Ausnahme der „Mutter-Kind-Kuren“ (siehe Folge 11 der Rehaserie) – nicht mehr für Rehabilitationsleistungen verwendet, die von den Sozialversicherungen gezahlt werden und die genau definierten Qualitäts- und Ablaufvorschriften unterliegen.

Welche Formen der Rehabilitation gibt es?

Es gibt mehrere Gruppen: Die Frührehabilitation ist eine Sonderform, da diese bereits im Krankenhaus nach der Akutbehandlung stattfindet. Auf bestimmte Klinikbehandlungen – etwa einer Kniegelenksimplantation – folgen oft stationäre oder ambulante sogenannte Anschlussrehabilitationen als fester Bestandteil der Therapie. Bei Erwerbstätigen, bei denen die Gefahr eines Ausscheidens aus dem Berufsleben aus gesundheitlichen Gründen droht, können Reha-Leistungen auf Antrag von der Rentenversicherung erbracht werden. Bei Rentnern, denen die Pflegebedürftigkeit droht, kann ein niedergelassener Arzt eine medizinische Rehabilitation zulasten der Gesetzlichen Krankenkassen verordnen.

Was beinhaltet eine Rehabehandlung?

Das hängt vom Krankheitsbild ab: Die Rehabilitation zielt darauf ab, den Folgen von Erkrankungen, Operationen oder Behinderungen entgegenzuwirken. Bei einem Kniegelenkersatz wird der Patient aus der Klinik entlassen, sobald die Wunde verheilt ist. „Die Aufgabe in der Reha ist es nun, beispielsweise Muskelschwund und Schwellungen zu therapieren und die Beweglichkeit des Gelenks wieder herzustellen“, sagt Rehabilitationsarzt Hoppe. Dazu müssen die Patienten beispielsweise durch eine Physiotherapie die Bewegungsabläufe neu trainieren. Bei erwerbstätigen Rehabilitanden werden die Leistungen durch berufsspezifische Angebote ergänzt. Letztendlich soll der Patient wieder am gesellschaftlichen und sozialen Leben teilhaben können: Er soll seiner Erwerbstätigkeit nachgehen, die Kinder zur Schule bringen, im Supermarkt einkaufen oder Theatervorstellungen besuchen können. Und während es bei geriatrischen Behandlungen darum geht, älteren Menschen einen selbstständigen Alltag zu ermöglichen, ist es die vorrangige Aufgabe einer Suchtrehabilitation, Alkohol- und Drogenabhängige zu entwöhnen und sozial zu reintegrieren. Schlaganfallpatienten müssen in einer neurologischen Rehabilitation unter anderem mithilfe von Logopäden die Sprache wiedererlangen oder in der Krankengymnastik den Gleichgewichtssinn trainieren.

Stationär oder ambulant — welche Reha ist besser?

Eine Rehabilitation kann in zwei Formen stattfinden: Ambulant oder stationär.Stationäre Reha-Kliniken gibt es im gesamten Bundesgebiet, oft außerhalb von Ballungsräumen. Die ambulanten Häuser befinden sich in größeren Städten und damit nah am Wohnort vieler Patienten. In manchen Einrichtungen werden die Patienten sowohl stationär als auch ambulant rehabilitiert.

Das reine Therapie-Angebot ist bei beiden Formen identisch. Es besteht zum Beispiel für Patienten, denen ein Gelenkersatz implantiert wurde, unter anderem aus Physio-, Ergo- und Sporttherapie.

In der Organisation und dem Ablauf unterscheiden sich die beiden Formen aber. Die stationäre Reha sieht einen dreiwöchigen Aufenthalt in der Einrichtung vor, währenddessen der Patient voll versorgt wird. Am Wochenende kann der Patient, wenn er körperlich dazu in der Lage ist, auch mal einen Ausflug machen.

Beim ambulanten Gegenstück nimmt der Rehabilitand tagsüber an den Therapieangeboten teil und übernachtet in den eigenen vier Wänden. Während des Aufenthalts in der Einrichtung gibt es Verpflegung und gemeinschaftlich genutzte Ruheräume zur Erholung zwischen den Behandlungen.

Ein Vorteil der ambulanten Rehabilitation besteht darin, dass der Teilnehmer das in der Reha Erlernte sofort im Alltag umsetzen kann und dass sich auch das berufliche Umfeld besser in die Rehabilitation einbeziehen lässt.

Die Krankenkassen fördern die ambulante Reha, denn „die Familie lässt sich so in den Therapie-Prozess integrieren“, sagt Ann Marini, Sprecherin des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen. Ob das nun eine Notwendigkeit oder Belastung ist, ist eine Frage, die der Patient sich stellen muss.

Bei Hüftpatienten beispielsweise sei eine ambulante Reha eher nicht förderlich, wenn diese sich neben der Therapie um den Haushalt kümmern müssen, sagt Volker Birkefeld von der Deutschen Rentenversicherung Bund, einem der großen Leistungsträger für Rehabilitationen. Die Patienten seien häufig noch nicht belastbar genug: „Hüftgelenk-Operationen sind aufwendiger und größer als die am Knie. Deshalb sind diese Patienten am Anfang oftmals eingeschränkter belastbar“, sagt Birkefeld.

Zwar sind auch die ambulanten Rehabilitationseinrichtungen prinzipiell auf alle Patienten eingerichtet und betreiben oft auch einen Fahrdienst, der die Rehabilitanden täglich abholt und wieder zurückbringt. „Aber die ambulanten Einrichtungen fordern auch meist, dass die Patienten nach einer bestimmten Behandlungszeit wieder die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen“, sagt Birkefeld. Was aber durchaus auch einen positiven Aspekt haben kann: Bei dieser Form können Alltagssituationen (wie Bus- und Bahnfahren) durch den täglichen Kontakt damit besser und schneller wieder bewältigt werden, während Patienten aus stationären Einrichtungen erst viel später wieder mit dem Alltag konfrontiert werden.

Ist der Patient der Auffassung, dass für ihn aus gesundheitlichen Gründen eine ambulante Rehabilitation nicht die richtige Leistung ist, dann ist eine stationäre Reha die bessere Wahl. Durch den räumlichen Abstand zum Alltag fällt es den Patienten zum Beispiel leichter, sich nur mit der eigenen Genesung zu beschäftigen. Die Rehabilitanden sind dann mit Vollpension untergebracht und haben in der Zeit außer der Therapie keine häuslichen oder beruflichen Verpflichtungen zu erfüllen.

In der nächsten Folge lesen Sie: Wer bezahlt die Reha und wie beantragt man eine Anschlussheilbehandlung?

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