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Berlin: Französischer Dom in neuem Chic

Die 300 Jahre alte Kirche auf dem Gendarmenmarkt wurde für sechs Millionen Euro restauriert

Die Gerüste sind weg, der Französische Dom auf dem Gendarmenmarkt strahlt wieder in frischen Farben. Für sechs Millionen Euro wurde das Gotteshaus aus dem 18. Jahrhundert saniert und restauriert. Das betraf sowohl die eigentliche Französische Kirche als auch den riesigen Turm davor sowie seine Säulenhallen und den reichen Skulpturenschmuck. Krönender Abschluss der aufwändigen Arbeiten, die vom Bund, der Europäischen Union und vom Land Berlin im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur finanziert wurde, war ein neuer Anstrich in hellem Ocker, der das ganze Gebäude überzieht.

Eigentlich sollte die 2004 begonnene Sanierung schon im Spätherbst vergangenen Jahres beendet sein, doch habe der lange Frost zu Beginn dieses Jahres bis in den April hinein die Fertigstellung verzögert, sagt Dirk Lamprecht, Stadtrat für Wirtschaft und Immobilien in Mitte. Wenn das Thermometer unter fünf Grad plus absinke, müssten die Bauarbeiten eingestellt werden. Nachdem 2005 eine Spende des Chemiekonzerns BASF in Höhe von 50 000 Euro eingegangen sei, werde das Glockenspiel, das vor Jahren regelmäßig vom Turm des Französischen Doms erklang, wieder zu hören sein. Nicht mehr in Betrieb genommen werde hingegen das Turmcafé, weil der dafür vorgeschriebene zweite Fluchtweg fehle und auch nicht eingebaut werden könne.

Über den Abschluss der Bauarbeiten am Französischen Dom freut sich auch Robert Violet, Archivar der Französischen Kirche. Die ganze Zeit hätten Besucher des Hugenottenmuseums und des Archivs Zugang zu den Räumlichkeiten gehabt, auch wenn das wegen der Baumaßnahme nicht einfach war. Jetzt aber würden wieder mehr Besucher kommen und sich über die Verfolgung der Hugenotten im 16. und 17. Jahrhundert in Frankreich und ihre Aufnahme in Kurbrandenburg vor über 300 Jahren informieren.

In der mit Gemälden, Grafiken, Schriftstücken und anderen Hinterlassenschaften ausgestatteten Ausstellung kann man auch erfahren, dass die Französische Friedrichstadtkirche, so die eigentliche Bezeichnung des Gotteshauses auf dem Gendarmenmarkt, auf eine über 300-jährige Geschichte schaut. Sie wurde zwanzig Jahre nach dem Erlass des Edikts von Potsdam von 1685 gebaut, in dem der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm den Glaubensflüchtlingen aus Frankreich Freundschaft und landesherrliche Zuwendung versprach. Die damals 6000 Mitglieder umfassende Französische Gemeinde zu Berlin eröffnete ihre Kirche auf dem Gendarmenmarkt am 1. März 1705. Nach den strengen Regeln der Reformierten gebaut, war sie außen und innen schlicht gestaltet und besaß auch keine Bilder und Skulpturen.

Zwischen 1780 und 1785 ließ König Friedrich II., der Große, dem schlichten Gotteshaus einen riesigen, reich mit Skulpturen geschmückten Turm anfügen, um den Platz städtebaulich aufzuwerten und der Haupt- und Residenzstadt Berlin einen repräsentativen Blickfang zu geben. Aus diesem Grunde erhielt auch die Deutsche Kirche nebenan einen ähnlich gestalteten Turm. Diese mit vergoldeten Figuren geschmückten Türme verschafften beiden Gotteshäusern im Volksmund die nicht korrekte Bezeichnung „Dom“, weil das französische Wort „le dôme“ nichts anderes als Kuppel bedeutet. Dabei sind weder der Französische Dom noch sein Pendant, der Deutsche Dom, Bischofssitze und auch keine Hauptkirchen wie der Berliner Dom am Lustgarten. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurden beide Gotteshäuser sowie Schinkels Schauspielhaus in der Mitte des Platzes in den 1980er Jahren wiederaufgebaut.

Das Hugenottenmuseum ist Dienstag bis Samstag von 12 bis 17 Uhr und am Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen im Internet unter www.franzoesische-kirche.de.

Helmut Caspar

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