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Berlin: Frau erstach offenbar ihren Bekannten

Nach der Tat verwickelte sie sich in Widersprüche / Wilmersdorfer Bluttat: Opfer starb an Folgen des Kopfschusses, Ex-Mann in Haft

Von Jörn Hasselmann

Der gewaltsame Tod eines 35-jährigen Mannes in Prenzlauer Berg ist offenbar aufgeklärt. Die Polizei nahm am Abend des Einheitsfeiertages eine Nigerianerin fest, die in dringendem Verdacht steht, am Mittag den Mann in dessen Wohnung an der Prenzlauer Allee erstochen zu haben. Er starb, wie gestern kurz berichtet, an einem Stich in den Oberkörper. Die Frau hatte selbst die Polizei gerufen: „er liegt hier tot – viel Blut“.

Als die Polizei eintraf, war die Frau noch in der Wohnung. Bei den Vernehmungen durch die 3. Mordkommission verstrickte sich die 32-Jährige schnell in Widersprüche, sie konnte auch nicht sagen, ob der Mann durch einen Unfall oder durch einen Suizid gestorben sein sollte. Am Donnerstagabend wurde sie dann auch wegen der vorgefundenen Spurenlage vorläufig festgenommen und gestern dem Haftrichter vorgeführt.

Ein Geständnis hat sie bislang nicht abgelegt. Zeugen zur Tat gibt es keine; die Ermittler können über die Hintergründe deshalb wenig sagen. Die Nigerianerin, die in Neukölln gemeldet ist, habe wohl an der Tür der Wohnung des Mannes geklingelt. Dieser wollte sie zunächst nicht hereinlassen – es kam zum Streit. Welche Beziehung die beiden zueinander hatten, ob Liebe oder Studentenbekanntschaft, weiß die Kripo noch nicht. Drogen oder Alkohol sollen keine Rolle gespielt haben. Der Getötete sei vermutlich Langzeitstudent, die Frau mit einer Aufenthaltsgenehmigung legal in Deutschland, sagte Chefermittler Klaus Ruckschnat gestern dem Tagesspiegel. Die Mordkommission hält eine psychische Störung für möglich, das müsse jedoch ein Gutachten klären.

In einer anderen blutigen Beziehungstat – die deutliche Parallelen zum jüngsten Fall hat – ist am Donnerstag das Opfer verstorben. Wie berichtet, hatte am 23. September ein 58-jähriger Mann aus Charlottenburg die Polizei zur Wilmersdorfer Wohnung seiner ehemaligen Lebensgefährtin alarmiert und behauptet, sie habe sich in den Kopf geschossen. Seine Aussage wird von der Mordkommission jedoch bezweifelt. Der Mann wurde kurz nach der Tat festgenommen und erhielt Haftbefehl. Die 47-Jährige wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo noch in der Tatnacht der Hirntod festgestellt worden war.

Taten wie diese beiden, bei denen sich Täter und Opfer kennen und in Streit geraten, gehören zu den leichtesten Fällen für die Ermittler der neun Berliner Mordkommissionen. Weitaus schwieriger sind diejenigen – seltenen – Taten, bei denen das Opfer durch Zufall auf einen Täter trifft. Zum Beispiel die Ermordung des 52-jährigen Jürgen Bohm am 28. Dezember letzten Jahres. Doch auch nach so vielen Monaten gibt die Kripo nicht auf. Anhand eines Schuhabdrucks hofft die Mordkommission, den mysteriösen Fall doch noch aufzuklären. Die Experten der Spurensicherung fanden den Abdruck damals am Tatort – noch heute brennen dort Kerzen zur Erinnerung an den erfolgreichen Unternehmensberater. Ob der Abdruck wirklich zu dem unbekannten Messerstecher gehört, wissen die Ermittler nicht – aber sie lassen nichts unversucht. Fotos eines Vergleichsschuhs wurden gestern Abend in der ZDF-Sendung „XY ungelöst“ gezeigt.

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