zum Hauptinhalt

Berlin: Frau im Bild statt Bild der Frau

Ausstellung „50 Europäerinnen“ im Museum für Kommunikation

Nichts, kein Foto nirgends. Es ist sechs Jahre her, dass die Fotografin Bettina Flitner in der Redaktion des Magazins „Emma“ saß und mit ihren Kolleginnen verzweifelt nach einem Foto der Biologin Christiane Nüsslein-Volhard suchte, die gerade den Nobelpreis erhalten hatte. Weder Agenturen noch das Max-Planck-Institut konnten weiterhelfen. Also erschien ein Privat-Foto der Preisträgerin, auf dem sie im Spaghetti-Trägerhemd im Garten sitzt, geschossen vom Ehemann, nicht eben scharf.

Das musste anders werden, dachte sich Bettina Flitner. Ein Fotoband mit dem Titel „Gesichter einer Epoche“, in dem 150 Männer und nur zehn Frauen erschienen, bestärkte sie in der Entscheidung, nun endlich „beeindruckende Frauen“ zu fotografieren.

„50 Europäerinnen“ heisst die Ausstellung, die bis zum 29. September im Museum für Kommunikation, Leipziger Straße 16, zu sehen ist. Dabei spannt die Fotografin einen weiten Bogen: So traf sie beispielsweise die Astronautin Claudine Haigneré in der europäischen Raumfahrtzentrale. Sie besuchte Miep Gies in Amsterdam, die die Familie von Anne Frank versteckte und deren Tagebuch rettete, aber auch die französische Schriftstellerin Simone de Beauvoir ist in der Ausstellung zu sehen. Sie hatte Flitner quasi schon „in der Schublade“, denn sie war 1985 in der Pariser Wohnung der Schriftstellerin und machte drei Wochen vor deren Tod die letzten Fotos von ihr.

Die Bundesfamilienministerin, die bei der Ausstellungseröffnung am Montag anwesend war, sei sofort begeistert gewesen, als sie im vergangenen Jahr von Flitners Projekt erfahren hatte. Nachdem die Fotografin die Unterstützung des Ministeriums sicher hatte, fing sie an zu recherchieren. Sie schrieb alle möglichen Kulturinstiute, Botschaften, politischen Stiftungen sowie Experten und Auslandskorrespondenten an, um sich Vorschläge einzuholen, welche Frauen für sie europaweit als Vorbild gelten. Bei den Recherchen und der Kontaktaufnahme half ihr die Chefredakteurin von „Emma“, Alice Schwarzer. Sie lobte Flitner als Künstlerin, die keine Ab- oder Abzieh-Bilder von Frauen zeige, sondern Porträts, in denen das Individuum, die Persönlichkeit zu sehen sei. Für Herbst 2003 plant Flitner die zweite Hälfte der Ausstellung, dann mit 66 Porträts beeindruckender Frauen. Tanja Buntrock

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false