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Berlin: Frau Stuffz

Tanja Hain-Hofmann spielt Tischtennis mit Disziplin

Schon in der Schule hat sie sich nicht für Gleichaltrige interessiert. Die waren ihr zu pubertär. „Jeden Tag in die Disco, das war nichts für mich“, sagt Tanja Hain-Hofmann. Die mittlerweile 23-jährige Tischtennisspielerin war in ihrer Jugend sowieso nur mit Älteren zusammen. Das geht allen Talenten so, die nicht genügend Trainingspartner in ihrem Alter finden. Doch bei Hain-Hofmann, die seit diesem Jahr beim Bundesligisten 3B Berlin unter Vertrag ist, hat sich dieses Prinzip verfestigt. Seit drei Jahren ist die Nationalspielerin bereits verheiratet. „Andreas ist über 30 und hat sich schon ausgetobt“, sagt Hain-Hofmann. Einem Gleichaltrigen hätte sie ihr Ja-Wort noch nicht gegeben.

Ähnlich wie bei der Wahl ihres Lebenspartners geht es ihr mittlerweile auch beim Tischtennis. „Sie weiß, was sie will, und ist bereit, dafür etwas zu tun“, sagt Manager Rainer Lotsch zufrieden. Das war nicht immer so und spiegelt sich beispielsweise auch darin, dass Berlin bereits der zehnte Verein in der Karriere der gebürtigen Mainzerin ist.

Doch bei 3B fühlt sie sich bisher wohl. Mit dem Umfeld ist sie sehr zufrieden, auch mit den Kolleginnen versteht sie sich gut. Allerdings wohnt sie mit ihrem Mann weiterhin in Hessen. Jeweils zwei bis drei Tage von den Spielen kommt sie aus Seligenstadt nach Berlin und bereitet sich hier gemeinsam mit der Mannschaft vor. Zu Hause trainiert sie vorwiegend mit der Männern des Bundesligisten TTC Karlsruhe-Neureut. Ganz optimal ist das zwar nicht. Aber Tanja Hain-Hofmann ist diszipliniert. Von Berufs wegen sozusagen.

Denn die Mannschafts-Vizeeuropameisterin ist seit 1999 bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Gleich nach dem Abitur hat sie sich dafür entschieden und es bisher nicht bereut: „Es ist das Beste, was dir als Sportler passieren kann.“ Auch hier ist sie erfolgreich. Ihr Titel: Frau Stabsunteroffizier. Im nächsten Jahr macht sie den Feldwebel-Lehrgang. Die Werte, die die Bundeswehr vertritt, kommen ihr dabei entgegen. „Die Grundausbildung sollte jeder einmal mitmachen“, findet die Soldatin, „die Jugendlichen haben keinen Respekt mehr vor dem Alter.“ Das sei aber wichtig, ihre Eltern haben sie so erzogen. Nur mit der Ordnung hapert es bei ihr noch, zumindest zu Hause. „Die Wohnung sieht oft aus wie Hund.“

An der Platte ist Hain-Hofmann dagegen alles andere als schlampig. Die Rechtshänderin verfügt über eine filigrane Technik und ein gutes Gespür für die Situation. Und auch emotional ist sie diszipliniert. Vor den Partien entscheidet sie, ob es besser ist, ruhig und besonnen oder emotional und aufbrausend zu spielen. „Das kann man steuern“, sagt Hain-Hofmann. Nicht jeder kann das.

Vor allem nicht im Tischtennis. Beinahe wäre die Hessin, die in der Vorrunde eine Bilanz von 7:8 auf Position zwei erspielt hat, ihrer ersten Sportart treu geblieben, dem Fußball. Aber: „Ich musste immer gegen solche Brummer spielen, das war furchtbar.“ Damals besaß sie anscheinend keine Disziplin.

Jörg Petrasch

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