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Berlin: Frauen mit Job: Berlin liegt weit hinten

Kinderbetreuung stimmt, aber Arbeitsplätze fehlen

In einem bundesweiten Vergleich des Statistischen Bundesamtes liegt Berlin bei der Erwerbstätigkeit von Frauen weit hinten – an viertletzter Stelle. Wie gestern berichtet, arbeiten nur 56,9 Prozent der weiblichen Bevölkerung zwischen 15 und 65 Jahren; in Baden-Württemberg hingegen sind es 63,1 Prozent und in Bayern 62,9. Allerdings ist in keinem anderen Bundesland der statistische Unterschied in der Erwerbstätigkeit von Männern und Frauen so gering wie in Berlin. Er beträgt nur 3,2 Prozentpunkte. Dagegen kommt die Senatswirtschaftsverwaltung allerdings zu einer positiveren Bewertung für Berlin: Sie rechnet anders und ermittelt die Quote ohne Altersbegrenzung; danach soll der Anteil der erwerbstätigen Frauen sogar leicht höher liegen als im Bundesdurchschnitt.

An fehlenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten liegt es hier ohnehin nicht, wenn Frauen ohne Arbeit sind. In Berlin gibt es nach Angaben der Jugendverwaltung für mehr als 42 Prozent der Kleinkinder unter drei Jahren einen Platz in einer Krippe oder bei einer Tagesmutter. Besser sieht es nur in Sachsen und Brandenburg aus. Alle Experten führen die niedrigen Erwerbstätigenquoten vor allem auf die hohe Arbeitslosigkeit in der Stadt zurück, die derzeit bei 16,6 Prozent liegt.

Aber auch wenn die Beschäftigungsquoten von Männern und Frauen beinahe gleich sind, kann selbst auf diesem niedrigen Niveau nach Ansicht der Bündnisgrünen nicht von einer gleichberechtigten Teilhabe am Arbeitsmarkt gesprochen werden. „Da würden wir uns in die Tasche lügen“, sagt Anja Kofbinger, frauenpolitische Sprecherin der Grünen-Abgeordnetenhausfraktion. Sie verweist darauf, dass beispielsweise 80 Prozent der Mini-Jobs von Frauen getan werden. Frauen arbeiten ohnehin seltener Vollzeit als Männer. Mehr als die Hälfte von ihnen hat nach Angaben des Statistischen Landesamtes nur einen Teilzeit-Job; und gerade in der Altersgruppe zwischen 35 und 45 Jahren gibt die Mehrheit an, sich aus familiären Gründen für eine Verringerung der Arbeitszeit entschieden zu haben.

Damit auch Frauen wieder bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, muss nach Ansicht der frauenpolitischen Sprecherin der CDU-Fraktion, Marion Kroll, der Senat mehr dafür tun, dass die Wirtschaft in der Stadt „wieder in Schwung kommt“. Zudem gebe es bei Frauen ein eingeengtes Berufsbild – sie seien hauptsächlich in kaufmännischen und in Dienstleistungsberufen tätig. „Ein Girl’s Day pro Jahr reicht da nicht aus, um neue Perspektiven zu eröffnen“, sagt Kroll. Der DGB Berlin-Brandenburg fordert eine Personalpolitik, die Frauen angemessener berücksichtigt. Dies werde auch deswegen notwendig sein, da in den nächsten Jahren ein Fachkräftemangel erwartet werde. Zudem müsse die Entwicklung gestoppt werden, reguläre Jobs in geringfügige Arbeitsverhältnisse umzuwandeln.

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