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Gedenken an für Hatun Sürücü.

© Rainer Jensen/dpa

Frauenverachtende Kommentare: Mörder von Hatun Sürücü wird auf Facebook ausfallend

Am elften Todestag von Hatun Sürücü war ihr Bruder und Mörder wieder auf Facebook aktiv. Er beleidigte die Journalistin und Sängerin Meral Al-Mer.

Von Sabine Beikler

Am elften Todestag seiner Schwester Hatun Sürücü war ihr Bruder Ayhan, der wegen Mordes an seiner Schwester eine neunjährige Haftstrafe abgesessen hatte, wieder auf Facebook aktiv. Am Sonntag schrieb er der Journalistin, Sängerin und Jurorin beim Hatun-Sürücü-Preis, Meral Al-Mer, eine private Nachricht. „Hör auf mit meinem Namen deinem verfickten Buch Werbung zu machen!“ Meral Al-Mer hatte im Tagesspiegel-Interview über Parallelen zwischen Hatun Sürücü und ihrem Leben erzählt, und wie sie sich nach erlebten seelischen und körperlichen Grausamkeiten wie Morddrohungen von ihrem Vater befreien konnte. 2013 wurde ihr Buch „Nicht ohne meine Mutter“ veröffentlicht.

„Man bekommt nicht jeden Tag Nachrichten von einem Menschen, der seine Schwester erschossen hat“, sagte Al-Mer. Hatun Sürücü wäre heute genauso alt wie sie, nämlich 34. Die Nachricht von Ayhan Sürücü ist für sie respektloses Verhalten. „Anscheinend ist er immer noch auf der Suche nach seiner Ehre.“

Mehrfach Äußerungen auf Facebook

Ayhan Sürücü, der nach seiner Abschiebung in Istanbul einen Köfte-Laden betreibt, fiel mehrfach auf seiner Facebook-Seite mit frauenverachtenden Kommentaren auf. Die Frauenrechtlerin und Rechtsanwältin Seyran Ates kennt das.

Ates beobachtet den Prozess gegen Ayhans Brüder Mutlu und Alpaslan wegen Mordes in Istanbul. Sie habe dort auch Ayhan gesehen, der sich „wie ein Cowboy“ aufgeführt habe, sagte Ates dem Tagesspiegel. „Er hat nicht einmal gesagt, dass er seine Tat bereut hat, sondern sich bei seiner Familie entschuldigt, dass sie seinetwegen so viel Ärger hatten.“ Ayhan Sürücü schrieb auch über Ates auf seiner Facebook-Seite.

"Dreckige Feministen-Frösche"

Sein Kommentar: „Diese verblödete olle kann mir nicht mal antworten, aber fleißig lügen verbreiten kann sie. Dreckige Feministen-Frösche.“ Für Seyran Ates ist diese Reaktion der Beweis, dass er „keinen Respekt hat“. Er beleidige viele Menschen. Ihrer Meinung nach zeige das, „dass er nach wie vor gefährlich ist“.

Auf Facebook bekunden „Freunde“ Solidarität mit Ayhan Sürücü, sie nehmen ihm den Mord nicht übel. „Ayhan Sürücü hat nicht angenommen, dass er ein Täter ist“, sagte Grünen-Politikerin Anja Kofbinger. Sein Hass gelte Frauen, die einen westlichen Lebensstil pflegten. Die Worte, die Sprache, mit der er sich mitteilt, müssten beobachtet werden. „Solche Leute darf man nicht aus den Augen lassen“, sagte Kofbinger. Frauen sollten sich durch diese Verbalinjurien nicht einschüchtern lassen.

Am 28. April geht der Prozess in Istanbul weiter.

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