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Berlin: Freibad-Betreiber brauchen einen langen Atem

Zur beginnenden Saison suchen die Bäderbetriebe noch Pächter für zehn Freibäder. Diesmal sollen sie mindestens drei Jahre lang durchhalten

Schwimmen müssen sie nicht können, die neuen Pächter für die Freibäder. Aber eine Gewerbeerlaubnis sollten sie mitbringen und auch einen Gesundheitspass. Denn die meisten Bäder haben ein Restaurant, ein Café oder zumindest einen Kiosk auf dem Gelände. Wer schon mal ein Bad geführt hat, habe bessere Chancen als ein Neueinsteiger ins Badegeschäft, sagt Joachim Munte, der Sprecher der Berliner Bäderbetriebe. Und vor allem eine Bankbürgschaft sollte in der Bewerbungsmappe nicht fehlen.

Am 28. März lief die Frist für die Ausschreibung aus: Für die zehn Freibäder Jungfernheide, Tegel, Plötzensee, Am Weißen See, Müggelsee, Wendenschloss, Grünau, Orankesee, Lübars und Wernersee suchen die Bäderbetriebe Pächter. Das kleinste am Weißen See hat 7000 Quadratmeter, das größte, Lübars, rund 92000. Finden die Bäderbetriebe keine Pächter, müssen sie die Anlagen selbst betreiben. Denn das Bäder-Anstaltsgesetz schreibt vor, wie viele Bäder für die Berliner offen sein müssen, die zehn Freibäder gehören dazu. Wenn sich keine Pächter finden, dann allerdings sind die Bäderbetriebe in einer schwierigen Situation: „Wir haben nicht genügend qualifizierte Mitarbeiter“, sagt Munte. Man müsste Saisonpersonal einstellen. Dazu fehle aber das Geld. Nicht für alle Bäder seien Bewerbungen eingegangen, heißt es, und einige seien besonders begehrt. Welche Bäder Bestseller sind und welche Ladenhüter, mag man nicht verraten, um die Chancen der weniger Begehrten nicht noch weiter zu mindern.

Im vergangenen Jahr hatten die Bäderbetriebe Pächter für die Bäder gefunden, aber Pachtverträge nur für eine Saison gemacht. „Wir wollten erstmal Erfahrungen sammeln“, sagt Munte. Eine Erfahrung war, dass die Bäderbetriebe auf der Vor- und Nachbereitung der Grundstücke sitzen blieben. Eine andere, dass kein Pächter großartig in die Anlagen investiert hat. Jetzt sucht man Pächter für drei Jahre. Umso sorgfältiger müsse man diesmal die Bankbürgschaften der Interessenten prüfen.

Bis Anfang Mai wollen die Bäderbetriebe entschieden haben, welchem Interessenten sie für welches Bad den Zuschlag erteilen. Dass die Ausschreibung erst so spät erfolgte, scheint mangelhaften Absprachen innerhalb der Behörde geschuldet zu sein. Einige Bewerber drängen nun. Zum Beispiel Richard Grunke, der Betreiber eines Partyservice. Er würde gerne die Bäder Lübars, Tegel und Plötzensee übernehmen. „Eigentlich wollte ich am 1. Mai aufmachen“, sagt Grunke, „da werden wir fantastisches Wetter haben. Das Geschäft will ich mir nicht entgehen lassen.“

Noch etwas wird sich dieses Jahr ändern: Die Höhe der Pacht wird sich nicht mehr wie vergangenes Jahr nach dem Umsatz richten, sondern entsprechend der geschätzten Besucherzahlen pauschal festgesetzt werden. Der Grund: Das Kartellamt hat den Bäderbetrieben verboten, die Eintrittspreise zentral für die verpachteten Bäder festzulegen. Diesen Sommer wird jeder Pächter selbst darüber entscheiden können.

Vergangenen Sommer mussten Erwachsene vier Euro zahlen, ermäßigt betrug der Eintritt 2,50 Euro. Die Pächter hätten geprahlt, dass sie die Preise senken würden, wenn sie selbst bestimmen könnten, sagt Munte. „Nun wollen wir sehen, ob sie das tun.“ Munte jedenfalls hält höhere Preise für ausgeschlossen, „wenn man die Gäste nicht vergraulen will“. Bevor die Pächter die Bäder eröffnen können, müssen sie noch Bademeister, Sanitäter und Reinigungskräfte einstellen. Und die Rutschen wienern.

Claudia Keller

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