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Nur die Ruhe. Wer am Pfingstmontag ins Freibad wollte, musste lange Wartezeiten in Kauf nehmen, wie hier in der Seestraße. Taschenkontrollen verzögern den Einlass noch zudem.

© dpa

Freibäder in Berlin: Anstehen für die Sicherheit

Wenn’s heiß wird, schicken die Bäderbetriebe ihre Sicherheitsmänner los. Die kontrollieren auch Taschen und verlängern damit die Wartezeiten. Viele akzeptieren das, weil sie Angst vor Übergriffen haben.

Die Äste der mächtigen Bäume hängen über dem Gehweg, das ist wunderbar so, denn damit liegt der Gehweg im Schatten. Sehr angenehm, wenn die Kasse noch 50 Meter entfernt ist und die Menschenmasse vor einem nur sehr langsam vorrückt. Die Warteschlange vor dem Freibad am Insulaner in Steglitz war Pfingstmontag ebenso lang wie vor anderen Berliner Freibädern. Überall hieß es: Geduld haben, viel Geduld.

Das lag auch an jenen Männern und Frauen in schwarzen T-Shirts, die vor neun Bädern postiert waren. Security-Mitarbeiter, die Taschen kontrollieren und Streit unter den Wartenden verhindern. „An heißen Tagen haben wir das Maximum an Leuten im Einsatz“, sagt Matthias Oloew, Sprecher der Berliner Bäderbetriebe. Maximum bedeutet acht bis zwölf Sicherheitskräfte pro Bad. Taschenkontrolle bedeutet aber auch Zeitverlust, und der kann in der fast unerträglichen Hitze für die Wartenden zum Problem werden. Die Nerven liegen bei einigen sowieso blank.

Üblich sind stichprobenartige Kontrollen, sagt Oloew, aber auch die kosten Zeit, und damit taucht die Frage auf, wie groß die Bereitschaft der Wartenden ist, deswegen in brütender Hitze zu warten, bis man an der Kasse steht. Sie ist sehr groß, jedenfalls bei einer älteren Dame mit einer ockergelben Brille, die am Insulaner steht. „Es passiert so viel, da bin ich für Kontrollen, auch wenn ich länger warten muss. Mir ist die Sicherheit sehr wichtig.“ Neben ihr wartet eine junge Frau mit Designer-Sonnenbrille, ihr Korb steht auf dem Gehweg, auch sie sagt: „Ich möchte das Gefühl von Sicherheit.“

Sie hatte allerdings mit weniger Andrang gerechnet. „Heute ist doch sonst so viel los, der Karneval der Kulturen zum Beispiel.“ Die Mehrzahl der Befragten am Insulaner ist bereit, für das Gefühl von Sicherheit lange zu stehen. Die Meldungen von Prügeleien oder schlimmer noch: Messerstechereien in den Freibädern zeigen Wirkung. Dabei, sagt Oloew, wird bei Kontrollen häufig ein ganz anderer Gegenstand aus den Taschen gefischt: eine Wasserpfeife.

Für einen muskulösen Mann dagegen sind die Kontrollen überflüssig. „Wenn ich etwas reinschmuggeln will, werfe ich den Gegenstand über den Zaun.“ Die Security solle lieber verhindern, dass Leute, die kostenlos ins Bad wollen, gleich hinterher klettern.

In diesem Moment biegen vier junge Männer vom Gehweg ab und verschwinden in einem Waldgebiet neben dem Freibad. „Wegen dieser Kollegen zum Beispiel sollte man kontrollieren“, sagt er mit ironischem Lächeln.

Die ältere Frau mit der ockergelben Brille stört das alles nicht. Sie richtet sich an jener Einschätzung auf, die sie zufrieden verkündet: „Jetzt dauert’s nur noch eine Stunde.“

Und wie wird das Wetter in den kommenden Tagen? Eine Übersicht, Bezirk für Bezirk, finden Sie hier.

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