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Ehrenamtliche Helfer. Ob man sich im Altenheim, in der Kita oder vielleicht doch ganz woanders engagieren soll, findet man mit Hilfe der Freiwilligenagenturen heraus.

© DPA

Freiwilligenagenturen: Stadtplan des Ehrenamts

Mehr als 25 Büros, die engagierte Bürger an gemeinnützige Organisationen vermitteln, gibt es in Berlin. Viele sind mit den Bezirken verknüpft. Doch die Unterstützung von den Verwaltungen ist sehr unter schiedlich.

Vorlesen in der Kita? Alte Damen im Rollstuhl spazieren schieben? Oder einen ehemaligen Häftling als Bewährungshelfer auf den rechten Pfad weisen? Wer sich ehrenamtlich engagieren will, weiß oft noch nicht, wie und wo er aus seiner guten Idee eine gute Tat machen kann. „Der Klassiker ist, dass jemand bei einer Kita, einer Schule oder einem Seniorenheim nachfragt, die ihn dort aber gerade nicht brauchen und der Interessent dann resigniert die Idee aufgibt, sich ehrenamtlich zu engagieren“, sagt Stefanie Beerbaum. Ihre Aufgabe ist es, bei dem Problem Abhilfe zu schaffen: Die Sozialpädagogin leitet das Freiwilligenzentrum Sternenfischer in Treptow-Köpenick, eine von mehr als 25 Freiwilligenagenturen in Berlin. Manche nennen sich anders, etwa Kontaktstelle oder Ehrenamtsbüro.

Der „Treffpunkt Hilfsbereitschaft — Die Landesfreiwilligenagentur Berlin“ ist die größte und älteste Agentur, die das Land Berlin schon Ende der Achtziger einrichtete. Die Agentur betreut Ehrenamtliche und Organisationen in ganz Berlin: „Wir sind die Urmutter aller Freiwilligenagenturen in Deutschland und nach amerikanischem Vorbild gegründet“, sagt Geschäftsführerin Carola Schaaf-Derichs vom Treffpunkt Hilfsbereitschaft.

Ebenfalls in ganz Berlin vermittelt die Internetagentur „gute-tat.de“, die von einer Stiftung finanziert wird. Eine Reihe von Büros hat eine spezielle Ausrichtung, wie der „Deutsch-Russische Austausch e.V.“, die Interkulturelle Freiwilligenagentur IKFA der türkischen Gemeinde oder die christlich geprägten Agenturen, darunter auch die der Diakonie und der Caritas.

Bei so vielen Agenturen sollte man meinen, dass Berlin gut versorgt ist. Doch fast 60 Prozent der Befragten der Studie „Freiwilligensurvey“ gab an, dass sie sich „bessere Information und Beratung über Möglichkeiten des freiwilligen Engagements“ wünschen. Nur etwa zehn Prozent sind durch eine Kontaktstelle zu ihrem Engagement gekommen. Der Senat bemüht sich, mit seiner Stelle „bürgeraktiv“ alle zu vernetzen (s. Kasten).

Viele der Büros tragen den Namen eines Bezirks und sind – mehr oder weniger – mit dem jeweiligen Bezirksamt verknüpft. Doch die Arbeit der Agenturen hat in den Bezirken einen sehr unterschiedlichen Stellenwert. „Ehrenamtsvermittlung ist eine Aufgabe der Bezirke“, sagt die Pankower Sozialstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD). „Es ist wichtig, Grundstrukturen zu schaffen, damit sich das Ehrenamt entwickeln kann.“ Vier Freiwilligenagenturen gibt es in Pankower Nachbarschaftshäusern und Stadtteilzentren, sie richten sich an die Bewohner der jeweiligen Kieze. Doch finanzielle Unterstützung vom Bezirk gibt es kaum. Dabei würde die Stadträtin gern „zusätzliche Stellen schaffen“. Juliane Erler, die für die Freiwilligenagentur im Stadtteilzentrum Pankow zuständig ist, hat dort noch andere Aufgaben. Mehr als 300 Freiwillige hat sie in den vergangenen drei Jahren betreut, 60 Organisationen in die Datenbank aufgenommen.

Bei Stefanie Beerbaum in Treptow-Köpenick sind es wesentlich mehr: „Seit 2008 haben wir 1200 Menschen glücklich in ein Engagement gebracht“, sagt die Leiterin des Sternenfischer-Zentrums. Mit einem Jahresbudget von 130 000 Euro und drei hauptamtlichen Mitarbeitern gründete der als vorbildlich geltende Bezirk die Einrichtung 2007, weil es in Treptow Köpenick noch gar keine Anlaufstelle für Menschen gab, die sich engagieren wollten. „Die strandeten alle im Sozialamt.“ Auch aus anderen Bezirken melden sich Freiwillige bei den Sternenfischern, etwa aus Neukölln, wo es nur die rein ehrenamtliche Freiwilligenagentur „Big Ben“ gibt, die nur einmal in der Woche Sprechstunde hat. „Ein verstärkter Freiwilligeneinsatz wäre wichtig, gerade in Neukölln“, sagt der Neuköllner Sozialstadtrat Bernd Szczepanski (Grüne). Er hofft auf EU-Mittel.

Auch in Reinickendorf sind nur Ehrenamtliche im Einsatz. Sie haben das Ehrenamtsbüro schon 1998 gegründet. Das Bezirksamt stellt einen Raum zur Verfügung und zahlt die Telefonrechnung. Die jüngste der acht freiwilligen Ehrenamtsvermittler ist die 68-Jährige Ursel Sauer: „Uns kennen inzwischen alle in Reinickendorf.“ Trotzdem sagt sie, dass noch Freiwillige gesucht würden. „Die Hemmschwelle ist hoch.“ Dass ausschließlich Ehrenamtliche vermitteln, halten viele für nicht ausreichend. Lioba Zürn-Kasztantowicz sagt: „Das geht manchmal zehn Jahre gut mit Ehrenamtlichen, aber wenn die treibenden Kräfte weg sind, bricht alles zusammen.“

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