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Berlin: Freundschaft statt Brot

Junge Russen irren hungrig für eine TV-Show durch Berlin? Nicht ganz

Wurden Kandidaten der Schau einer Moskauer TV-Station in Berlin ohne Nahrung in einen Container gesperrt? Und müssen sie sich ihr Essen bei „Ausflügen“ in die Stadt durch Diebstahl oder Prostitution „besorgen“? Entsprechende Presseberichte riefen gestern die Behörden auf den Plan. Doch die gaben Entwarnung – die Aktion sei vergleichbar mit den Reality-Shows deutscher Privatsender.

Sechs Frauen und sechs Männer müssen bis zu drei Monate in einem luxuriösen Wohncontainer verbringen. Nur zu zweit dürfen sie in Begleitung von Kamerateams die fremde Stadt besuchen und müssen versuchen, dort ohne Geld und Sprachkenntnisse etwas Essbares aufzutreiben. „Golod“ (Hunger) ist der beziehungsreiche Titel der Show. Doch ganz so ist es nicht: Die Kandidaten würden allmorgendlich eine Flüssignahrung mit 2000 Kalorien und Vitaminzusätzen erhalten, hieß es vom Sender TNT gestern. Außerdem gebe es im Container „kiloweise Kartoffeln, Nudeln und Butter“. Bei den Ausgängen sollen die Teilnehmer mit den Berlinern „eine gemeinsame Sprache entwickeln und mit ihnen Freundschaft schließen“.

Der „geheime“ Standort des Containers auf einem Firmengelände an der Paulsternstraße in Siemensstadt war gestern von Fotografen und Kamerateams belagert. „Haben Sie Hunger?“, wurden drei wohlgenährte junge Damen bedrängt, die das Areal betreten wollten. Doch die gehörten nur zum Team.

Container-Bauantrag und Gewerbeanmeldung seien ordnungsgemäß erfolgt, sagte Lars-Peter Neunherz-Marx vom Spandauer Bezirksamt. Ausländerrechtlich sei alles im Lot, hieß es bei der Polizeipressestelle. Und anders als die neugierigen Journalisten durfte der Leiter des zuständigen Polizeiabschnitts hinter die Kulissen blicken. Die Kandidaten seien gerade bei der Zubereitung von Kartoffeln gewesen, sagte Frank Brinker. Durch eine Spiegelwand habe er sich davon überzeugen können, dass es ihnen „bestens geht“. Solange „innerhalb oder außerhalb der Show“ keine Straftaten begangen würden, sehe die Polizei keinen Grund einzuschreiten.

Rainer W. During

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