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Berlin: Friedbert Pflüger will Neuköllner werden

Doch im bevorzugten Wahlkreis stößt der designierte CDU-Spitzenmann auf Widerstand in der eigenen Partei

Richard von Weizsäcker war Neuköllner. Eberhard Diepgen war Neuköllner. Friedbert Pflüger will Neuköllner werden. Der Großbezirk im Berliner Süden soll Pflügers politische Heimat werden – hier will er im Wahlkampf ein Mandat für das Abgeordnetenhaus holen. Doch bevor der Mann aus Hannover nominiert ist, gibt es Reibereien. Pflüger soll vom Ortsverband Britz aufgestellt werden – auf Kosten der Chefin dieses Ortsverbandes, Sabine Toepfer-Kataw. Pflügers Karriere in der Neuköllner CDU würde mit einer Kampfkandidatur beginnen.

Damit macht man sich nicht unbedingt Freunde, auf die man später im Wahlkampf beim Plakate kleben und Prospekte verteilen angewiesen ist. Doch die Neuköllner Kreischefin Stefanie Vogelsang ist von ihrer Idee überzeugt, dass Pflüger in Britz antreten soll: In Britz nämlich hätten der CDU bei der letzten Wahl gerade 700 Stimmen für das Mandat gefehlt. Einer wie Pflüger kann da ihrer Meinung nach die Anziehungskräfte entwickeln, um einen Wahlkreis zusätzlich für die Neuköllner CDU zu holen. Andere Wahlkreise nämlich, Gropiusstadt etwa, seien ziemlich sicher. Gropiusstadt ist außerdem noch ohne Kandidat. Doch einer wie Pflüger würde da seine Kräfte verschwenden, sagt Vogelsang. Sie muss es wissen, sie ist Ortsvorsitzende von Gropiusstadt.

Sabine Toepfer-Kataw sieht das anders. Gerade erst hat ihr Ortsverband sie als Kandidatin für das Abgeordnetenhaus nominiert. Dem gehörte sie schon mal über zehn Jahre an. Sie habe den Wahlkreis betreut, sagt sie. Sie hat das Vertrauen ihrer Parteifreunde – sie will, wenn Vogelsang darauf besteht, Pflüger für den Wahlkreis vorzuschlagen, gegen ihn kandidieren.

Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Politikerinnen hat zwei Gründe. Erstens haben manche an der Basis den Eindruck, hier werde nach der bewährten Manier der Berliner CDU Personalpolitik vom Kreischef diktiert. Das sei das elende Bezirksfürstentum, hört man, das führe dazu, dass die Basis sich übergangen und entmündigt fühle.

Zweitens verstehen sich Vogelsang und Toepfer-Kataw seit langem nicht mehr. Was damit zusammenhängt, dass Toepfer-Kataw gelegentlich an die Verwicklung ihrer Kreischefin in die CDU- Parteispenden-Affäre erinnert hat. Vogelsang hat die Politik unter anderem bei Dankward Buwitt gelernt. Der war Schatzmeister, als dem damaligen CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky 40 000 Mark der beiden Aubis-Manager Klaus Wienhold und Christian Neuling übergeben wurde. Vogelsang bekam als Buwitts Mitarbeiterin 4000 Mark „für Auslagen und Honorar für die Unterstützung der Landespartei im Wahlkampf 1995“, wie es in einem Prüfbericht heißt.

Pflüger will am Wochenende mit dem Neuköllner Vorstand reden. Wenn man ihm den Wahlkreis Britz nahe lege, dann werde er dafür kandidieren. Er wolle zwar niemanden verdrängen, sagt er. Doch sei es ein ganz normaler demokratischer Vorgang, dass sich in einer Partei mehrere um ein Mandat bewerben.

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