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Berlin: Friede, Freude, Pöbelei

Es wummert los: Die Berliner stellen sich auf die Love Parade ein – und werden von Erfinder Dr. Motte als Spießer und Kleinbürger beschimpft

Heute startet die 15. Love Parade. Um Punkt 14 Uhr sollen sich auf der Straße des 17. Juni zwei Karawanen mit jeweils 15 Techno-Lastern aufeinander zubewegen. Tausende Raver sind bereits am Freitag in die Stadt gekommen, heute geht es weiter. Die Bahn hat 35 Sonderzüge eingesetzt. Alles läuft nach Plan, aber dennoch hat Matthias Roeingh, alias DJ Dr. Motte, schlechte Laune: „Niemand in Berlin will die Love Parade“, sagte er am Freitag, „ich bin enttäuscht.“ Der 43-Jährige, der als Erfinder der Love Parade gilt, beklagte sich über „Spießbürger und Kleingärtner“, beschimpft so alle Berliner, die die Parade nicht mögen. Er fühlt sich ungerecht behandelt und rät: „Alle Berliner sollten den Knigge als Pflichtlektüre lesen, damit sie lernen, wie man mit Menschen umgeht.“

Der DJ reklamiert für sich, dass er damit keine Probleme hat, und nörgelt am TÜV herum, weil der den Bauzaun, den die Macher um die Tiergarten haben ziehen lassen, als unfallträchtig einstuft. „Hier wird nur über den Zaun geredet, aber niemand spricht über das Image, das die Love Parade der Stadt geschenkt hat.“ Den Grund dafür kennt er natürlich: Die Stadt, vor allem die Medienmacher, hätten „ein provinzielles Gedächtnis.“ Für Dr. Motte ist die Love Parade ein wichtiger Beitrag für den Weltfrieden. Mit den Tochter-Love-Parades in Tel Aviv, Mexico-City und Kapstadt werde seine Vision Realität, die Love Parade „als Gegenpol zu Hass, Intoleranz und Gier.“

Das beschimpfte Berlin bereitet sich derweil auf die Raver vor und zeigt sich gut gerüstet. Die Veranstalter erwarten zwischen 500000 und 800000 Teilnehmer, und nach ersten Prognosen sieht es danach aus, dass diese Zahl auch erreicht wird. Den Berlinern sind die Raver jedenfalls willkommen – auch ohne Dr. Mottes Segen.

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