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Sylvia Wähling, geschäftsführende Vorsitzende vom Menschenrechtszentrum Cottbus, ruft zu einem Versöhnungsmarsch im Nordirak auf.

© dpa

Friedensmarsch: Warum eine Frau aus Cottbus durch den Irak laufen will

Das Menschenrechtszentrum Cottbus ruft zu einem Versöhnungsmarsch im Nordirak auf. Das soll Minderheiten wie Christen und Jesiden helfen, wieder Vertrauen zu Muslimen zu gewinnen.

Es sind 130 Kilometer. Zu Fuß. Über Schotter. Mitten durch Kurdistan. Das Menschenrechtszentrum Cottbus (MRZ) ruft zu einem Versöhnungsmarsch im Nordirak auf. Ziel sei es, Minderheiten wie Christen und Jesiden zu helfen, wieder Vertrauen zu Muslimen zu gewinnen.

Ihre Familien wurden vor ihren Augen hingerichtet, ihre Heimat ihnen genommen. Der Terror des „Islamischen Staats“ hat im Irak besonders ethnische und religiöse Minderheiten getroffen. Mit Folgen: „Immer mehr Christen und Jesiden flüchten ins Ausland, weil sie endlich ohne Angst und Misstrauen leben wollen“, sagt Sylvia Wähling. Die Vorsitzende des Menschenrechtszentrums hofft, dass der Friedensmarsch dazu beiträgt, „dass der Irak und Kurdistan nicht christen- und jesidenfrei werden“.

Die 54-Jährige plant deshalb zusammen mit einer Gruppe von bisher 20 europäischen Teilnehmern am 9. April in Erbil, der Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak, zu einem Marsch aufzubrechen. Das Ziel ist die 130 Kilometer entfernte und von Christen bewohnte Stadt Alqosh, die die Teilnehmer am 17. April erreichen wollen.

Als Europäer zu einer Diskussion anregen

Unterwegs will die Gruppe täglich bis zu 18 Kilometer zurücklegen. „Wir rechnen auch mit Anwohnern vor Ort, die sich dem Marsch anschließen werden“, sagt Wähling. Als Zeichen des Friedens will sie an jeder Zwischenstation einen Olivenbaumpflanzen. Außerdem sollen die Teilnehmer durch verschiedene Aktionen mit der muslimischen und christlichen Bevölkerung in Kontakt kommen. „Am Gründonnerstag wird sogar der chaldäische Patriarch zu uns stoßen und für uns Gottesdienst halten. Dabei wird er zwölf Besuchern die Füße waschen – vier von ihnen werden Muslime sein.“

Wähling war in den vergangenen zwei Jahren vier Mal im irakischen Kurdistan. Sie habe bemerkt, wie Christen und Jesiden kein Vertrauen mehr gegenüber den Muslimen hätten. Wie soll der Marsch aber mehr Vertrauen schaffen? „Wir werden das Problem nicht durch unsere Aktion aus der Welt schaffen. Aber als Europäer können wir Präsenz zeigen, uns vorstellen und zu einer Diskussion beitragen, die das Miteinander wieder stärkt.“

Die Tour sei trotz der aktuellen Gefechte in Mossul gegen den „IS“ ungefährlich, betont die Vorsitzende. „Wir werden hinter der Kriegsfront sein. Zudem hat die kurdische Regierung großes Interesse an unserer Sicherheit. Sie stellt uns eine sichere Route zusammen. Niemand wird unterwegs Kampfflugzeuge sehen oder Bomben hören“, sagt Wähling.

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