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Berlin: Friedrichshagen: Ein Zaun und die längste Demo der Stadt

Berlins hartnäckigste Demonstranten haben es bislang auf 66 Protestkundgebungen gebracht. Es sind Friedrichshagener Bürger, die seit nunmehr zwei Jahren gegen einen Zaun kämpfen: Er ist etwa drei Meter breit und 2,4 hoch und sperrt den Durchgang zwischen Emrich- und Bölschestraße.

Berlins hartnäckigste Demonstranten haben es bislang auf 66 Protestkundgebungen gebracht. Es sind Friedrichshagener Bürger, die seit nunmehr zwei Jahren gegen einen Zaun kämpfen: Er ist etwa drei Meter breit und 2,4 hoch und sperrt den Durchgang zwischen Emrich- und Bölschestraße. Die Anwohner luden Künstler und Politiker zum "grünen Maschendraht-Ungeheuer" ein, um mit ihnen für die Demontage zu demonstrieren. Sie haben getrommelt, gepfiffen und Resolutionen verlesen. Aber genutzt hat es nichts.

Die Mauer von Friedrichshagen, wie der Zaun mittlerweile von vielen genannt wird, steht noch immer, und Passanten müssen einen etwa ein Kilometer langer Umweg gehen. Das trifft diejenigen, die beispielsweise vom Wohngebiet an der Emrichstraße zur Straßenbahnhaltestelle an der Bölschestraße wollen. Aber auch Friedrichshagener, die östlich der "Bölsche" wohnen und zur Kita oder zum Friedhof müssen, sind länger unterwegs. "Vor allem den vielen älteren Menschen, die hier leben, fällt der Weg schwer", sagt Rita Abert von der Bürgerinitiative Emrichstraße.

Mehr als 30 Jahre existierte der Durchgang. Doch 1999 setzte die Eigentümerin des idyllisch gelegenen Wohnviertels, die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft (GWG) "Berliner Bär", dem ein Ende. Begründet wurde das, wie berichtet, mit Lärm und Schmutz, den die Fußgänger verursacht hätten. Man wolle mehr Ruhe und Sauberkeit für die Wohnanlage, hieß es. Für viele Friedrichshagener sind diese Argumente an den Haaren herbeigezogen. "Trotz Zaun gibt es weiterhin Graffitibeschmierungen und auch Einbrüche", sagt Stephan Weiß von der Bürgerinitiative "Hofdurchgang". Er gehört zu den aktiven Zaungegnern. Obwohl der 39-Jährige schon mehrere Drohbriefe erhielt und sich Beschimpfungen gefallen lassen musste, kämpft er weiter.

Weiß hofft weiterhin auf die Hilfe der Bezirkspolitiker. "Es muss doch gelingen, den historischen Durchgang wieder zu öffnen", sagt er überzeugt. "Wir haben dazu leider keine Möglichkeit", sagt Baustadtrat Oliver Scholz (CDU). Bürgermeister Klaus Ulbricht (SPD) versichert, dass er weiterhin gesprächsbereit sei und nach einem Kompromiss mit der GWG suche. Die Wohnungsbaugenossenschaft äußerte sich nicht dazu. "Für uns steht die Modernisierung unserer Wohnungen im Vordergrund und nicht der Zaun", ließ die Geschäftsführung ausrichten.

Anfang Mai ist wieder Anti-Zaun-Demo - Nummer 67.

Boulevard Berlin: Was die Stadt bewegt...

Steffi Bey

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