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© DAVIDS/Darmer

Friedrichstraße: Das Ringen um die alte Blumenhalle

Das Jüdische Museum plant im ehemaligen Blumengroßmarkt in der Friedrichstraße ein Archiv. Doch auch die Initiative Berliner Kunsthalle hat Interesse an dem Gebäude.

Im schlimmsten Fall läuft die Debatte noch, wenn nächstes Frühjahr die Hyazinthen längst in der Beusselstraße verkauft werden. Drei Jahre ist der Senatsbeschluss alt, dass die Blumenhändler ihre alte Großmarkthalle in der Friedrichstraße im kommenden Jahr verlassen müssen. Beinahe genauso alt ist die Diskussion, wer die frei werdende Halle gegenüber dem Jüdischen Museum danach nutzen darf. Bis zum 13. März 2010, dem geplanten Eröffnungsdatum für die neue Blumengroßmarkthalle an der Beusselstraße in Moabit, sollte eine Entscheidung gefallen sein. Danach sieht es knapp eine Woche vor Baubeginn in Moabit nicht aus.

Über 120 Jahre wurde in der Friedrichstraße mit Blumen gehandelt, vor dem Zweiten Weltkrieg in der „Lindenhalle“ und der „Blauen Halle“, nach dem Krieg in diversen Provisorien. 1965 zogen die Blumenhändler in die derzeitige Halle, schon 1974 begann die Debatte über einen Umzug in die Beusselstraße, der 2006 beschlossen wurde und im Februar 2010 beginnt.

Die frei werdende, 6000 Quadratmeter große Halle hatte der Berliner Senat im April dieses Jahres dem Jüdischen Museum versprochen. Gleichzeitig kämpft die „Initiative Berliner Kunsthalle“ seit Mai 2008 dafür, die geplante Kunsthalle in dem Gebäude einzurichten. Unterstützt von Berliner Künstlervereinigungen sowie Alice Ströver, der kulturpolitischen Sprecherin der Berliner Grünen, wirbt die Initiative für ein „Kreativquartier Friedrichsstadt“. Es sei eine „unglaubliche Gelegenheit“, die Gegend mit über 70 Galerien durch einen „Innovationsort“ zu beleben, betont Sprecher Florian Schmidt. Zudem sei dies günstiger als der geplante Neubau am Humboldthafen, der 30 Millionen Euro koste und erst 2014 eröffnet werden könnte.

Geht es nach dem Jüdischen Museum, beginnen aber bereits nächsten März die Umbauarbeiten für ein Forschungs- und Bildungszentrum für jüdische Geschichte und ein Besucherzentrum in der Blumengroßmarkthalle. Die räumliche Erweiterung für das gewachsene Archiv und neue Bildungsangebote solle wie beim Hauptbau der Architekt Daniel Libeskind planen, heißt es im Museum. Für die Vorhaben benötigt das Museum allerdings nur 60 Prozent der Halle. Für die verbleibenden 2400 Quadratmeter wolle man sich „gegenüber anderen kulturellen Angeboten keinesfalls verschließen“, betont Melanie von Plockie, Sprecherin des Museums, man sei „offen für Partnerschaften“. Ob eine mögliche Kunsthalle den übrigen Raum füllen könnte, ist jedoch unklar.

Florian Schmidt von der Initiative Kunsthalle sieht hierin eine gute Möglichkeit, ebenso Alice Ströver von den Grünen. Diedrich Wulfert, Sprecher der Kulturverwaltung, ist skeptisch: „Was sich das Jüdische Museum an kulturell anderweitiger Nutzung vorstellt, passt wahrscheinlich nicht mit der Präsentation von moderner Kunst zusammen.“ Am favorisierten Humboldthafen-Projekt gab es jedoch Kritik innerhalb der SPD-Fraktion sowie vom Koalitionspartner „Die Linke“ und den Grünen. Die derzeitige Debatte werde man daher bis Herbst aufmerksam verfolgen, sagt Wulfert. „Wir lassen bewusst eine Diskussion zu und hören auf jede Stimme.“ Er hofft auf eine Entscheidung bis zu den Verhandlungen für den Doppelhaushalt 2010/2011 im Herbst. Die Kunsthalle sei in der Koalitionsvereinbarung angekündigt, und die habe schließlich „keine Halbwertszeit“.

Im September wiederum will die Kunsthallen-Initiative ein neues Konzept vorlegen – nicht nur für eine Nutzung der Halle, sondern mit einem „professionell ausgearbeiteten Konzept“ für das ganze Viertel. „Das wird eine Bombe“, kündigt ihr Sprecher Florian Schmidt an. Und wird weiteren Diskussionsstoff liefern.

Lea Hampel

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