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Frieren für den guten Zweck: Eisiges Foto soll Menschen wärmen

Bei eisigen Temperaturen mitten im Schneegestöber im Monbijoupark stehen - bestenfalls mit nacktem Oberkörper. So wollen junge Berlinerinnen und Berliner für das Thema Obdachlosigkeit im Winter sensibilisieren. Das ungewöhnliche Fotoshooting ist dabei nur der erste Schritt.

Von Sandra Dassler

Ein paar Schneeflocken im Bart, die Arme oder den Oberkörper nackt vor eisig-weißem Hintergrund – auf solche Fotos schaut jeder. Dachten sich die Berliner Daniel Koller, Henning Schulze und Armin Hertel und riefen über Facebook zu einem Hilfsprojekt für den Kältebus auf. Gestern konnten sich Interessierte am Hackeschen Markt im Schnee fotografieren lassen. Immer mit im Bild - die Telefonnummer des Kältebusses. Mehr als 50 machten mit. Die Fotos sollen als Profilbilder bei Facebook verwendet werden, also quasi als Visitenkarten mit denen sich die Nutzer vorstellen.

„Auf so ungewöhnliche Motive schauen die Leute“, sagt Initiator Daniel Koller: „Wir hoffen, dass sie sich dann auch die Nummer des Kältebusses einprägen, in jedem Fall aber für das Themas Obdachlosigkeit im Winter sensibilisiert werden.“

Der Kältebus ist eine Einrichtung der Berliner Stadtmission. Mit ihm fahren ehrenamtliche Helfer in der kalten Jahreszeit jede Nacht durch die Stadt, um Obdachlose mit warmen Getränken, Decken beziehungsweise Schlafsäcken zu versorgen oder sie in eine Notunterkunft zu bringen. Die Sprecherin der Stadtmission, Ortrud Wohlwend, nannte die Aktion auf der einen Seite hilfreich, da sie auf die Probleme der Obdachlosen aufmerksam mache.

Auf der anderen Seite befürchtet sie einen inflationären Gebrauch der Telefonnummer. „Wir erleben leider häufig, dass Menschen anrufen, ohne vorher mit dem vermeintlich Hilfebedürftigen zu sprechen“, sagte sie am Sonntag. Dann könne es geschehen, dass der Bus durch die ganze Stadt fahre und bei der Ankunft der Betreffende gerade in die S-Bahn steige, um seine Wohnung aufzusuchen. Anderswo würde die Hilfe dann vielleicht fehlen. „Genau darüber wollen wir in einem zweiten Schritt unserer Facebook-Aktion informieren“, sagt Daniel Koller.

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