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Berlin: Frisch von der Uni: Villen in Dahlem zum Höchstgebot

Hochschulen und Kliniken als Immobilienmakler: Seit 1998 wurden 26 Grundstücke verkauft

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Seit 1998 nutzen nicht nur die drei Universitäten, sondern auch Kliniken und Fachhochschulen die Möglichkeit, ihre Finanzen durch Grundstücksverkäufe aufzubessern. Mit dem Senat und den Bezirken hatte man sich damals auf ein geregeltes Verfahren geeinigt. Die Freie Universität (FU) hat seitdem zehn landeseigene Liegenschaften veräußert, die Humboldt Universität (HU) neun, die Charité vier und die Technische Universität (TU), die Universität der Künste und das Benjamin-Franklin-Klinikum je eins. Wie viel Geld dadurch eingenommen wurde, bleibt ein Betriebsgeheimnis. Es dürfte eine höhere zweistellige Millionensumme sein.

Und es wird weiter verkauft. Die Humboldt-Uni hat, wie berichtet, fünf Immobilien annonciert. Die Verkaufserlöse sollen helfen, den Neubau der Universitätsbibliothek und des Germanistischen Instituts zu retten. Bauprojekte der Hochschulen werden zwar zur Hälfte vom Bund bezahlt, aber das Land Berlin stellt für “investiven Zwecke“ bis 2007 keine Mittel mehr zur Verfügung. Deshalb bieten auch die anderen Universitäten attraktive Grundstücke an. Die FU will sich von zwei Villen aus den zwanziger Jahren in Berlin-Dahlem trennen, die zuletzt als Gästehäuser genutzt wurden. Außerdem soll eine Immobilie an der Königin-Luise-Straße, gegenüber dem Botanischen Garten, veräußert werden. Sie wird momentan fremdgenutzt – durch eine Pizzeria. Mit den Verkaufserlösen soll ein neuer Universitätsstandort auf dem Dahlemer Obstbaugelände finanziert werden. Als Ersatz für die gescheiterte Nutzung des ehemaligen US-Hauptquartiers an der Clayallee für Hochschulzwecke. Aber das sei alles noch „in der Überlegung“, sagt Uwe Meising, der für das Grundstücksmanagement der FU zuständig ist.

Die TU will ebenfalls ein wertvolles Grundstück verkaufen: Eine dreigeschossige Villa in Dahlem, Baujahr 1913, die bisher vom Institut für landwirtschaftliche und gärtnerische Betriebslehre genutzt wurde. Weitere Objekte werden für den Verkauf vorbereitet. Hans-Joachim Rieseberg, Leiter der TU-Bauverwaltung, hofft in zwei Jahren das Geld für ein neues Maschinenbauzentrum zusammen zu haben. Aber: „Der Immobilienmarkt ist mies und mir tut es in der Seele weh, dass wir so billig verkaufen müssen“.

Die geänderten Hochschulverträge für 2003 bis 2005 verbessern immerhin die Chancen, an Geld zu kommen. Werden die Einnahmen aus dem Immobilienverkauf für für Bauprojekte verwendet, darf die Hochschule alle Einnahmen behalten. Bislang mussten 50 Prozent der Verkaufserlöse an die Finanzverwaltung abgeführt werden. Jedenfalls dann, wenn es sich um ein landeseigenes Grundstück handelte. Die Erlöse aus eigenen Immobilien durften die Hochschulen schon immer komplett behalten. Ab 1998 galt zunächst sogar noch eine andere Regelung. Damals flossen die Hälfte der Einnahmen direkt an die Hochschulen und die andere Hälfte in eine Art Kreditfonds „zur Sicherung ihrer Funktionsfähigkeit“. Dem machte Finanzsenator Thilo Sarrazin ein Ende.

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