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Berlin: FU-Historiker fürchten Kahlschlag

Für manche Fächer wird die Sparlast schwerer als für andere

Die Leitung der Freien Universität will offenbar besonders viele Professuren bei den Geistes- und Sozialwissenschaften streichen. 50 bis 60 Stellen sollen dort bis zum Jahr 2009 entfallen. Die übrigen der insgesamt 80 bis 90 abzubauenden Professuren werden in den Naturwissenschaften gestrichen. Besonders hart wird offenbar der Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften betroffen sein. Das berichten Professoren der FU unter Berufung auf vertrauliche Vorgespräche mit der Uni-Leitung, die ihre Pläne jedoch erst am Mittwoch im Akademischen Senat öffentlich machen will. Die Berliner Unis müssen bis 2009 zusammen auf 75 Million Euro verzichten.

Die Universität hat zurzeit 364 Professuren, davon doppelt so viele in den Geistes- und Sozialwissenschaften wie in den Naturwissenschaften. Zwar wird sich das Verhältnis dieser Gebiete zueinander von jetzt zwei zu eins nicht verschieben und offenbar soll kein Fachbereich ganz abgewickelt werden. Jedoch wird bereits bekannt, dass manche Fakultäten deutlich mehr Stellen streichen müssen als andere. So beklagen Historiker am Friedrich-Meinecke-Institut, die Geschichtswissenschaften müssten nach der jetzigen Planung „unverhältnismäßig stark“ bluten. Die Folge sei der „totale Kahlschlag und die faktische Auflösung des Friedrich-Meinecke-Instituts“, sagte ein Professor dem Tagesspiegel. Die Uni-Leitung plane, sechs von jetzt 16 Professuren zu streichen. Von vier Professuren in Alter Geschichte sollen dabei drei entfallen, in Mittelalterlicher Geschichte von jetzt zwei Stellen eine. Dieter Lenzen, der FU-Präsident, wollte sich dazu am Donnerstag nicht äußern.

Allerdings passt diese Planung zu den neuen Schwerpunkten der Humboldt-Universität, die sich mit denen der Freien Universität ergänzen sollen. Baut die eine Uni in einem Fach besonders viele Stellen ab, sind die Chancen für dieses Fach an der jeweils anderen Uni höher, geschont zu werden. Die Humboldt-Uni hat ihren Stellenplan bereits vor einem Monat veröffentlicht. Von ihren jetzt 15 Geschichtsprofessuren will sie nur auf zwei verzichten. So scheint es konsequent, wenn die FU hier nicht auch einen zukünftigen Schwerpunkt für sich sieht. Umgekehrt baut die Humboldt-Uni die Hälfte ihrer Romanistik-Professuren ab. Es ist also wahrscheinlich, dass die FU-Romanistik weniger Stellen einbüßen muss – nicht nur, weil der Vizepräsident der FU, Klaus Hempfer, Romanist ist.

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