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Berlin: Führende Köpfe bei „Idomeneo“

Am Montag wird die umstrittene Mozart-Oper wieder aufgeführt. Prominente wollen ein Zeichen setzen

Geht es um die Freiheit der Kunst, muss man auch mal unhöflich sein. Weil Kulturstaatsminister Bernd Neumann dabei sein will, wenn am Montag die umstrittene Neuenfels-Inszenierung „Idomeneo“ an der Deutschen Oper wieder aufgeführt wird, hat er bereits angekündigt, notfalls die geplante Kabinettssitzung der Bundesregierung früher zu verlassen – obwohl immerhin die Präsidenten des Europaparlaments zu Gast sind.

Neumann ist nicht der einzige Spitzenpolitiker, der mit seiner Anwesenheit ein Zeichen setzen möchte. Die Oper, an deren Ende die abgeschlagenen Häupter des Propheten Mohammed und anderer Religionsstifter gezeigt werden, war im September aus Angst vor möglichen Anschlägen gewaltbereiter Islamisten abgesetzt und erst nach einer öffentlichen Debatte wieder auf den Spielplan genommen worden. Auch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU), Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, Innensenator Ehrhart Körting (beide SPD) und Integrationssenatorin Heidi Knake-Werner (PDS) haben ihre Teilnahme zugesagt. Friedbert Pflüger, CDU-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, ist ebenso dabei wie Polizeipräsident Dieter Glietsch und die Grünen-Bundestagsmitglieder Renate Künast, Katrin Göring-Eckardt und Volker Beck. Dagegen können zahlreiche andere Spitzenpolitiker – wie die Parteichefs aller Bundestagsparteien – aus Termingründen nicht teilnehmen. Die oberste Riege der Bundes-FDP etwa verbringt den Abend in der baden-württembergischen Landesvertretung: Ex-Außenminister Klaus Kinkel feiert dort seinen 70. Geburtstag. Die Abstinenz mancher Prominenter kommt den zahlenden Besuchern zugute – sowohl für Montagabend wie für die Aufführung am 29. Dezember gibt es noch Karten. Dies liege an der „anspruchsvolleren“ Inszenierung, nicht an der Angst der Stammgäste, sagt Opern-Sprecher Alexander Busche. Bislang habe sich niemand nach der Sicherheit erkundigt.

Die Polizei wird mit einem Großaufgebot die Oper sichern – nicht, weil es Drohungen gebe, sondern wegen des großen öffentlichen Interesses. Vor allem im „verwinkelten“ Gebäude werden viele Zivilbeamte postiert. Den Einsatz leitet Polizeidirektor Axel Quitsch, der Chef des benachbarten Abschnitts. Dass nicht der Direktionsleiter das Kommando übernehme, sei ein Zeichen, dass die Behörden die Lage als ungefährlich einschätzen.

„Wir machen keine Festung und keine Polizeishow aus der Oper“, hieß es im Präsidium. Die Besucher sollen jedoch kontrolliert werden, „es empfiehlt sich, früher da zu sein“, sagte Opernsprecher Alexander Busche. Die Oper hat Erfahrung mit heiklen Abenden, auch mit Sicherheitsstufe 1 wie beim „Yad Vashem“-Konzert mit Kanzler Schröder vor zwei Jahren. So sind bereits seit dem Queen-Besuch die Scheiben mit Folien gesichert, damit das Glas bei Beschuss nicht splittert.

„Idomeneo“ beginnt am Montagabend um 19.30 Uhr. Es gibt noch Karten unter Tel. 0700-67 37 23 75 46.

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