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Berlin: „Führerschein entzogen? Wir helfen!“

Pappe gegen Bares: Fälscher Thomas S. bot seine Ware in Anzeigen an. Jetzt muss er fünf Jahre ins Gefängnis

Der Mann verschwendete keine Mühe, seine zwielichtigen Anzeigen in den Zeitungen seriös zu tarnen. „Führerschein entzogen, MPU negativ? Wir helfen“, hieß es da – oder: „Führerschein ohne MPU? Keine Reise nach Polen nötig“. Dann zog sich Thomas S. in seine Charlottenburger Fälscherwerkstatt zum Basteln zurück. Seine Führerscheine täuschten mal eine englische Herkunft, mal eine amerikanische, ukrainische oder gar südpazifische Herkunft vor. Den Käufern war es egal. Sie wollten nur zurück ans Steuer.

Mit traurigem Gesicht saß Betrüger S. gestern vor Gericht. „Ich wollte Menschen helfen, die ihren Führerschein verloren hatten“, ließ er über seine Verteidigerin erklären. Auf das kassierte Geld ging er nicht ein. Der 45-Jährige habe ein „verblüffend geringes Unrechtsbewusstsein“, sagte später eine Gutachterin. Zwischen 2004 und 2006 hatte er 111 Interessenten beliefert. Sie schickten Fotos sowie ihre Personalien und zahlten dann für die illegalen Papiere zwischen 1000 und 2000 Euro in bar. Rund 120 000 Euro soll S. insgesamt eingenommen haben.

Allerdings war das bereits seine zweite Betrugsserie. Bereits ab 2001 hatte er mit Fälschungen seinen Lebensunterhalt finanziert. Nach zwei Jahren waren ihm die Ermittler auf die Schliche gekommen. Der gelernte Agrartechniker saß einige Zeit in Untersuchungshaft, kam dann aber gegen Auflagen frei. Da tauchte er unter und fälschte fleißig weiter. Thomas S. sei ein „unreifer und einsamer“ Mensch, der seine damalige polnische Freundin unbedingt halten wollen, sagte die Gutachterin. Die Geliebte verließ ihn, als er wieder in Haft saß.

„Ich habe nie gesagt, dass ich unschuldig bin“, sagte der füllige Angeklagte vor dem Urteil. Aber er habe nicht ablehnen können, als verzeifelte Ehefrauen für ihre Männer anriefen. „Da hingen doch Existenzen dran.“, sagte der Angeklagte und setzte schluchzend hinzu: „Menschliches Maß, mehr erwarte ich vom Gericht nicht.“ Für die erste Betrugsserie mit 136 falschen Führerscheinen war S. bereits 2006 zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Unter Einbeziehung dieser Strafe verhängten die Richter nun fünf Jahre Gefängnis. Kerstin Gehrke

Kerstin Gehrke

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