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Führerscheinskandal: Tüv setzt auf Computer gegen Schummeln

Der Berliner Tüv reagierte auf Führerscheinskandal: Der Einsatz von Computern soll den Betrug in der theoretischen Führerscheinprüfung verhindern. Damit liegt Berlin heute bundesweit vorne.

Schummelnde Fahrschüler oder korrupte Prüfer haben bei Führerscheintests in Berlin kaum noch Chancen – so sieht es zumindest der Tüv. Beim Schutz vor Mogeleien liege man heute „bundesweit ganz vorne“, wenn auch „dummerweise aus einer negativen Erfahrung heraus“, sagten am Freitag der Regionalleiter Jens-Peter Schultze und der Leiter der Technischen Prüfstelle des Tüv Rheinland in Berlin, Andreas Röse. Denn zu vielen Maßnahmen kam es erst als Reaktion auf den im Herbst 2006 bekannt gewordenen Skandal um erkaufte Führerscheine.

Als wichtigste Änderung gilt, dass die Theorieprüfung seit April 2008 am Computer absolviert wird. Bis vor vier Jahren wurden Papierbögen benutzt. Wer behauptete, Probleme beim Lesen zu haben, konnte sich auch mündlich prüfen lassen, und Ausländer duften Dolmetscher hinzuziehen. Jetzt ermöglichen Computer die Prüfung in elf Sprachen. Ein Zentralrechner wählt aus 900 möglichen Fragen 30 zufällig aus.

Beim Tüv und bei der Dekra in Berlin gibt es jährlich insgesamt rund 45 000 Führerscheintests, 30 bis 40 Prozent der Prüflinge fallen durch. Früher gastierten die Prüfer manchmal in Fahrschulen. Jetzt nutzen die Organisationen nur eigene und kameraüberwachte Räume. Zudem führten sie ein Rotationsprinzip ein: Jeder Mitarbeiter überwacht nur eine bestimmte Zahl von Prüfungen je Fahrschule.

Seit 2006 hat das Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten 3655 Autofahrer vorgeladen und ihre Tauglichkeit für den Verkehr überprüft (wir berichteten). 948 gaben ihren Führerschein schon vor den Tests ab. Insgesamt verloren bisher rund 2250 Berliner ihre Fahrerlaubnis. Zuerst waren ein Tüv-Prüfer und der Chef einer Kreuzberger Fahrschule aufgeflogen. 880 Fahrschüler waren in Einzelsitzungen geprüft worden. Der Fahrschulinhaber soll je 1500 Euro für eine Erfolgsgarantie verlangt und dem Prüfer davon 350 Euro ausgezahlt haben. Zwei weitere Ermittlungsverfahren laufen noch.

Beim Tüv verloren vier Angestellte ihre Jobs. Zwei seien zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden, heißt es. Manipulationen durch Fahrschüler könne man aber nie ganz ausschließen. So ignorieren manche das Handyverbot. Da dies keine Straftat ist, müssen sie nur mit einer bis zu dreimonatigen Sperre rechnen. Danach können sie wieder zum Test antreten. Bei Schummeleien stünden in der Regel „keine Organisationen im Hintergrund“, sagen die Tüv-Manager: Die meisten Betrugsversuche seien eher „eine Art Schülerstreich“. (CD)

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