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FÜNF  MINUTEN  STADT: 17

An der Pforte des Polizeipräsidiums am Platz der Luftbrücke klingelt am Nachmittag des 31. Mai das Telefon.

An der Pforte des Polizeipräsidiums am Platz der Luftbrücke klingelt am Nachmittag des 31. Mai das Telefon. Der Wachhabende, er trägt die Uniform einer privaten Sicherheitsfirma, nimmt den Hörer ab. „Hier die Einsatzzentrale“, sagt am anderen Ende der Leitung ein Mann. „Die Zahl, sie müssen sie wieder austauschen.“ Der Pförtner legt auf, schlurft ins Nebenzimmer und nimmt das oberste Blatt von einem Papierstapel, darauf ist eine große schwarze 17 gedruckt. Mit dem Blatt in der Hand geht der Pförtner hinaus zu einer gusseisernen Litfasssäule, angemalt im Blau der Polizei. Dort bleibt er vor einem Plakat stehen, auf dem ein ausgebranntes Auto zu sehen ist. In der Mitte des Plakats steckt hinter einer Plexiglasscheibe ein Blatt mit einer großen 16. Der Pförtner zieht die 16 heraus und schiebt die 17 hinter die Scheibe. Als er zurück zur Pforte geht, bleibt sein Blick an einem zweiten Plakat hängen, auf dem das gleiche ausgebrannte Auto zu sehen ist. Darauf ist ein weißes Kreuz gedruckt, darin stehen Vornamen und Zahlen. Wenn der Polizeipräsident im nächsten Februar die Unfallstatistik für das Jahr 2012 vorstellt, wird das Plakat mit dem weißen Kreuz ausgetauscht, darin werden neue Namen und Zahlen stehen. Auch diese: „31. Mai 2012, Roberto G., Radfahrer, 29.“ Veronica Frenzel

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