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FÜNF  MINUTEN  STADT: Gold und grau

Zumm, Zumm, Zumm, hämmern die Bässe. Sonntagmorgens in der Panoramabar.

Zumm, Zumm, Zumm, hämmern die Bässe. Sonntagmorgens in der Panoramabar. Lucia, transparentes schwarzes Kleid, schwarze Stiefel, schwarze lange Haare, die dunklen Augen halb geschlossen, überlässt ihren Körper dem Rhythmus. Drei Stunden zuvor hat ihr Wecker geklingelt, wie jeden Sonntag. Elektrisiert hat sie sich angezogen und aufs Rad gesetzt. Zwei Jahre zuvor, mit 23, ist sie aus dem südspanischen Málaga nach Berlin geflohen. Aus einer Stadt, in der der letzte Klub um sechs Uhr schließt, in der die immer selben Leuten unterwegs sind. Davon hatte sie genug, wollte endlich richtig feiern.

Zumm, Zummmmmm. Die Jalousie in der Panoramabar öffnet sich, nur ein bisschen. Sonnenstrahlen färben die Tanzfläche golden-grau-golden-grau, blenden. „Wuaaaah!“, jubeln die Tanzenden. „Que guapo – wie cool!“, schreit ein junger Mann neben Lucia. „Siiiiii – jaaaa!", ruft ein Mädchen. „Eso es la caña – das ist genial!“, ein dritter Spanier. Eine Gruppe, mindestens zehn Leute. Lucia stoppt ihren Körper, schlägt die Augen auf, blinzelt. Geht an die Bar, bestellt Club-Mate, zündet eine Zigarette an. Dann will sie ihren Körper wieder der Musik übergeben. Doch der will nicht mehr. Lucia steht still. „Wie Málaga!“ sagt sie. „Jeden Sonntag dieselben Leute – und alles Spanier!“ Sie geht die Treppe hinunter, blickt auf die Uhr ihres Handys. Erst zehn. „Ich muss hier weg“ , sagt Lucia. „Nach Buenos Aires.“ Veronica Frenzel

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