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FÜNF  MINUTEN  STADT: Wuuuuaaaaaaah!

Mittwochnacht in Kreuzberg, es ist kurz nach halb eins. Ein junges Pärchen geht von der U-Bahn nach Hause.

Von Maris Hubschmid

Mittwochnacht in Kreuzberg, es ist kurz nach halb eins. Ein junges Pärchen geht von der U-Bahn nach Hause. Als es einen Parkeingang passiert, heften sich zwei Gestalten an seine Fersen. Das Paar dreht sich nicht um, bemerkt aber die Verfolger und beschleunigt sein Tempo. Auf einmal fangen die Gestalten an zu brüllen: „Wuuuuaaaaaaah, wuuuuaaaaaaah, wuuuuaaaaaaah!“ Die Frau zuckt zusammen, greift nach der Hand ihres Begleiters. Der drückt sie fest, zieht sie schnellen Schrittes weiter. Die Schemen aber bleiben eng an den beiden dran, brüllen immerfort. Einer boxt der Frau leicht ins Kreuz. In ihren Augen ist Angst, auch der Mann wirkt panisch. Jetzt rennen die zwei, da wird hinter ihnen eine Bierflasche geworfen, die nur wenige Meter vor ihnen zerschellt. Die jungen Leute laufen auf die Straße, in diesem Moment biegt ein Taxi um die Ecke, wild winken sie ihm entgegen. Kaum haben die Scheinwerfer des Wagens die Szene erfasst, stellen die Hetzer ihr Gebrüll ein. Jetzt wagt der Mann, sich umzudrehen. Er sieht: zwei ebenfalls recht junge Männer, die beschwichtigend die Hände heben. „Don’t feel offended“, sagt der Größere. „We’re just drunk.“ Da ballt die Frau ihre Fäuste, schreit die Männer wütend an: „Don’t you read the Zeitung? We don’t want such tourists here!“ Maris Hubschmid

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