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Berlin: Fünf oder zwanzig Minuten? Der Streit ums Abkochen

Erhebliche Irritationen haben Berliner Behörden bei Spandauer Bürgern ausgelöst. Nachdem in einem Wasserwerk coliforme Keime entdeckt worden waren, rieten die Wasserbetriebe zunächst mehr als 130 000 Berlinern in Spandau, das Trinkwasser vor Gebrauch 20 Minuten abzukochen – das Bezirksamt hielt hingegen fünf Minuten für völlig ausreichend.

Von Sabine Beikler

Erhebliche Irritationen haben Berliner Behörden bei Spandauer Bürgern ausgelöst. Nachdem in einem Wasserwerk coliforme Keime entdeckt worden waren, rieten die Wasserbetriebe zunächst mehr als 130 000 Berlinern in Spandau, das Trinkwasser vor Gebrauch 20 Minuten abzukochen – das Bezirksamt hielt hingegen fünf Minuten für völlig ausreichend. Am Freitag hieß es dann plötzlich ebenfalls, ein fünfminütiges Abkochen reiche aus, um mögliche Keime im Wasser abzutöten. Die Vorsichtsmaßnahme gilt zunächst bis zum heutigen Samstagabend. Die Wasserbetriebe verteidigten aber ihre Empfehlung.

Diese seien „besonders vorsichtig“ gewesen, sagte Franz Allert, Präsident des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso), die zuständige Landesfachbehörde. Die Kochzeit von 20 Minuten empfehle man, weil nicht ausgeschlossen werden könne, dass auch Sporen ins Trinkwasser gelangt seien, sagte der Sprecher der Wasserbetriebe, André Beck. Dies sei möglich, falls es einen Riss im Wasserspeicher geben sollte. Die Behälter sind in Berlin unterirdisch angelegt; bei einem Leck könnte auch Erde – und damit Sporen – eindringen. Messergebnisse gebe es noch nicht. Koliforme Bakterien würden indes schon in wenigen Minuten abgetötet.

Dem Vernehmen nach hatten sich die Mitarbeiter der Wasserbetriebe nicht mit dem Bezirksamt auf die medizinisch vernünftige Methode verständigen können. Die Wasserbetriebe brachten deshalb ihre Mitteilung in Umlauf, Trinkwasser mindestens 20 Minuten abzukochen. Diese Information wurde von den Behörden auch nicht korrigiert. Das Bezirksamt wiederum aktivierte einen Notfallplan und verständigte „sensible Einrichtungen“ wie Krankenhäuser, Senioren- und Kindereinrichtungen, sagte Finanzstadträtin Daniela Kleineidam (SPD), die die Urlaubsvertretung für das Gesundheitsressort übernommen hat. Vorsorglich legten die Wasserwerke ein großzügig bemessenes Sperrgebiet fest von der Heerstraße bis zum Spandauer Forst mit einem Teil von Haselhorst und Bereichen östlich der Havel.

Koliforme Bakterien sind in der Regel nicht lebensbedrohlich, sie können zu Magen-Darm-Erkrankungen und Harnwegserkrankungen führen. Sabine Beikler

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