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Berlin: Fünf Tage Zwangsferien vor Weihnachten

Streit um Tarifvertrag: Unterricht für Vorschulkinder gefährdet

Auf Berlins Vorklassen kommt eine unruhige Adventszeit zu: Infolge der Arbeitszeitverkürzung im öffentlichen Dienst sollen alle Vorklassenleiterinnen noch fünf freie Tage vor Weihnachten nehmen. Dies bedeutet, dass der Vorklassenunterricht, in dem Fünfjährige auf die 1. Klasse vorbereitet werden, an diesen Tagen halbiert wird oder ganz ausfällt, wenn die Schule keine Vertretung organisieren kann. Bildungssenator Klaus Böger (SPD) gab gestern zu, dass der Tarifvertrag seine Verwaltung vor „große Probleme“ stelle. Er will zusammen mit Innensenator Ehrhart Körting (SPD) versuchen, mit den Gewerkschaften in Sachen „Vorklassenleiterinnen“ nachzuverhandeln. Der Tarifvertrag sei „so nicht zu akzeptieren“, sagte Böger dem Tagesspiegel.

Dass die Vorklassenleiter allein im laufenden Jahr noch fünf freie Tage beanspruchen können, steht spätestens seit September fest. Laut Lehrergewerkschaft GEW hatten einige Pädagogen bereits entsprechende Urlaubsanträge bei ihren Schulleitern gestellt, die das organisatorisch auch hätten bewältigen können. Allerdings habe Personalchef Ludger Pieper interveniert und das frühzeitige Abbummeln der freien Tage blockiert.

Die Bildungsverwaltung hoffte offenbar bis zum Schluss, dass die zehnprozentige Arbeitszeitverkürzung für die Vorklassenleiterinnen noch verhindert werden könnte. Böger hält es für eine „groteske und unerträgliche Situation“, dass ihnen zusätzlich zu den zwölf Wochen Schulferien nun noch 29 freie Arbeitstage pro Jahr gewährt werden sollen, weil sie zehn Prozent weniger verdienen. Hier sei bei den Tarifverhandlungen „offenbar ein Fehler passiert“. Die Hälfte der freien Tage muss im laufenden Jahr genommen werden können. Der Rest wird durch vorzeitige Pensionierung verrechnet.

Böger will nicht nur den Tarifvertrag in Frage stellen, sondern generell die jetzige Ferienregelung der Vorklassenleiterinnen. Denn während Lehrer ihre Ferien auch dazu nutzen müssen, Klassenarbeiten zu korrigieren oder neue Unterrichtsinhalte zu erarbeiten, haben Vorklassenleiterinnen in den Ferien überwiegend „frei“, wenn sie keine Fortbildung besuchen. Böger fragt sich, wie diese Regelung überhaupt jemals getroffen werden konnte.

Abgesehen von diesen grundsätzlichen Fragen gilt es nun aber erstmal, den Advent zu überstehen. Immerhin über 10000 Vorklassenkinder sind betroffen, die an rund 300 Grundschulen in 640 Gruppen unterrichtet werden. Die Eltern müssen sich in jedem Fall auf eingeschränkte Betreuungszeiten einstellen. Falls es zum „Zweischichtbetrieb“ kommt, wird die Hälfte der Kinder von 7.30 bis 10.30 Uhr unterrichtet, die andere Hälfte von 10.30 bis 13.30 Uhr. Laut Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft trägt die Senatsbildungsverwaltung die Verantwortung dafür, dass der Schulalltag wieder einmal „chaotisiert“ werde.

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