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Fünfter Stiftertag: Berlins Stifter holen auf

Mehr als 70 Projekte haben sich jetzt im Roten Rathaus vorgestellt, ausgetauscht und vernetzt.

Moment mal. Will da einer seine Besucher loswerden? „Gehen Sie stiften“, ruft der Regierende Bürgermeister den Gästen im Roten Rathaus zu. Keine Sorge, nur ein Kalauer, vielleicht aus Freude über eine besondere Erfolgsstory. Es ist der fünfte Stiftertag in neun Jahren, und es hat sich viel getan. Aktuell zählt Berlin 775 Stiftungen, die Zahl passt erstaunlich gut zum Stadtjubiläum. 2003 waren es nur 450, zu Beginn des Jahrtausends gar nur 357. Damals hinkte Berlin noch deutlich hinterher, was Engagement betrifft. Es gab also eine rasante Aufholjagd.

Die Wurzeln sind freilich tief, denn die „Stiftung Hospitäler zum Heiligen Geist und St. Georg“ ist fast so alt wie die Stadt, und jahrhundertelang war es selbstverständlich für wohlhabendere Berliner, sich zu engagieren für alte, kranke und sonstwie bedürftige Menschen. Aber nach einer Hochphase vor allem des jüdischen Mäzenatentums, von der im 19. Jahrhundert viele Kultureinrichtungen profitierten, versiegte das Engagement unter den Nazis und den Kommunisten.

Längst hat der Senat eine Beauftragte für bürgerschaftliches Engagement. Staatssekretärin Hella Dunger-Löper freut sich über „viele Ideen und Initiativen“. Für sie ist der Boom ein Beweis, dass sich Stiftungen in Berlin willkommen fühlen. Trotzdem gibt es öfter mal Klagen über zu viel Bürokratie. Wenn man sich aber informell austauschen kann, werden Spannung abgebaut. Repräsentantinnen der Stiftungsaufsicht etwa wehren den Vorwurf, sie seien die Bösen, weil häufig viel zu streng, heftig ab: „Wir müssen doch darauf achten, dass der Wille des Stifters wirklich bewahrt bleibt.“

Gerade durch die wachsende Zahl öffentlicher Veranstaltungen zum Thema wird es in Berlin für Privatpersonen leichter, eine Stiftung professionell zu gründen. Der Leiter der Stiftungsaufsicht referiert über die erforderlichen Schritte. Es geht um trockene Themen wie Stiftungssteuerrecht und Haftungsregelungen.

Allerdings gibt es auch genug Anschauungsmaterial für gelungene, lebendige Projekte. Mehr als 70 Stiftungen kamen zusammen, um sich kennenzulernen und zu vernetzen. Aus Potsdam ist die neue Bürgerstiftung dabei, die sich bekannt macht mit lustigen Projekten wie der Aktion „Potsdam wichtelt“. Die Stiftung Schlaf widmet sich seit zwei Jahren einem zeitintensiven Lebenselixier. Zehn Jahre älter ist die Stiftung Gute-Tat.de, die früh erkannt hat, dass man junge Menschen am besten motiviert, wenn man Kurzzeiteinsätze ohne langfristige Verpflichtung anbietet. Mehr als 7000 vorübergehend Ehrenamtliche fanden sich schon. Und manche blieben dann doch.

Für Stiftungen ist es in Zeiten praktisch nicht existierender Zinsen manchmal schwer, zahlungskräftig zu bleiben. Deshalb hat bei solchen Zusammenkünften der Stand der Stiftung Deutsche Klassenlotterie besonderes Gewicht. Seit 1975 förderte sie 4500 Projekte mit mehr als 2,1 Milliarden Euro.

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