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Berlin: Fünfzig Spiegel nur durch Spenden

Tagesspiegel-Leser gaben bereits 7700 Euro für die Aktion „Weg mit dem toten Winkel“ Weitere Fuhrunternehmer gesucht, die den Zusatzspiegel gratis montieren lassen wollen

Die vom Tagesspiegel unterstützte Aktion „Weg mit dem toten Winkel“ zieht eine erfolgreiche Zwischenbilanz: In zwei Wochen haben Leser 7700 Euro gespendet. So konnte schon der 50. DobliSpiegel angeschafft werden. Die Lkw-Sicherheitsspiegel, die den toten Winkel auf ein Minimum reduzieren, werden von der Aktion gratis an Fuhrunternehmer weitergegeben und von Fachleuten montiert. „Dass so viele Menschen mitmachen, hätte ich vor 14 Tagen nicht geglaubt“, sagt Martin Keune, privater Initiator der Aktion.

Trotzdem: Wirklich leicht sind die Gratisspiegel nicht an den Mann zu bringen. Nur wenige Lkw-Besitzer zeigen von selbst Interesse. Um mehr Spediteure anzusprechen, versendete Martin Keune 270 Faxe mit seinem Angebot, gab Interviews für Spreeradio, RBB und Sat1. Bisher aber meldeten sich nur 37 Unternehmer – für 20 weitere wären aber Spendengelder da.

Das Zusatzteil, das in Holland Unfälle verhindern hilft, wird von der Bundesregierung noch immer abgelehnt. Eine Montagepflicht besteht nicht. Und auch der TÜV spricht keine Empfehlung aus, wenn ein Lkw-Besitzer sich über den Dobli-Spiegel informieren will. Deutsche Fuhrunternehmer reagieren verunsichert. Trotzdem fahren bundesweit bereits 3000 Lkw Dobli-sicher, etwa die Müllabfuhr Münster und die Hamburger Stadtreinigung, die schon vor einem Jahr auf Dobli umstieg. Senatsverwaltung und Bundesverkehrsministerium bestätigten aber, dass der Spiegel freiwillig angebracht werden darf. TÜV und Dekra wollen nun zumindest intern diskutieren, wie man künftig mit dem Problem umgehen will. Derweil engagiert Privatmann Martin Keune sich weiter. „Bis sich Gesetze ändern, vergeht viel Zeit. Man sollte vorher handeln – mit gesundem Menschenverstand“, sagt er.

In Charlottenburg bereiten die Künstlerinitiative und das Kiezbündnis Klausenerplatz ein Benefizkonzert vor – für die Dobli-Aktion und die Familie des tödlich verunglückten neunjährigen Dersu. Ein Lkw hatte den Jungen Ende März beim Abbiegen überfahren. Das Bündnis stößt auf unerwartete Probleme: „Wir haben Schwierigkeiten, eine Kirche zu finden. Oft heißt es, im Gotteshaus dürfe nur geistliche Musik gespielt werden“, sagt Arne Lorenzen, einer der Organisatoren. Er hofft auf eine Zusage der Luisenkirche in der Gierkezeile. Geplant sind zwölf feierliche Darbietungen und eine kurze politische Ansprache.

Passanten und Angehörige stehen in Charlottenburg-Wilmersdorf immer wieder fassungslos an der Unglücksstelle Bismarckstraße Ecke Kaiser-Friedrich-Straße. Schon zum zweiten Mal wurden die niedergelegten Blumen und das Holzkreuz von Unbekannten entfernt. Polizei, Stadtreinigung und der Bezirk reagierten mit Betroffenheit. Der Baustadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, Klaus-Dieter Gröhler, sagte, seine Mitarbeiter seien gebeten worden, die Stätte zu hüten. Auch einem von der Künstlerinitiative geplanten Mahnmal an der Unglücksstelle stehe der Bezirk „offen gegenüber“. cpa/kög

Das Dobli-Spendenkonto ist bei der Berliner Sparkasse eingerichtet, BLZ 100 500 00, Konto-Nr. 720027292, Kennwort Dobli.

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