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Berlin: Für die Feuerwehr wird es immer enger

Von Steffi Bey Sie rücken täglich aus, um Leben zu retten, sie bekämpfen Brände, versorgen Verletzte – doch die Berliner Feuerwehr braucht selbst dringend Hilfe. Denn die Bedingungen unter denen die 3600 Berufsfeuerwehrleute arbeiten, sind zum großen Teil unzureichend, teilweise katastrophal: Mehr als die Hälfte der 37 Feuerwachen befindet sich nach Gewerkschaftsangaben in einem maroden Zustand: Fassaden bröckeln, Dächer und Fenster sind undicht, Elektro- und Sanitärbereiche erneuerungsbedürftig.

Von Steffi Bey

Sie rücken täglich aus, um Leben zu retten, sie bekämpfen Brände, versorgen Verletzte – doch die Berliner Feuerwehr braucht selbst dringend Hilfe. Denn die Bedingungen unter denen die 3600 Berufsfeuerwehrleute arbeiten, sind zum großen Teil unzureichend, teilweise katastrophal: Mehr als die Hälfte der 37 Feuerwachen befindet sich nach Gewerkschaftsangaben in einem maroden Zustand: Fassaden bröckeln, Dächer und Fenster sind undicht, Elektro- und Sanitärbereiche erneuerungsbedürftig. Der Fuhrpark ist überaltert und nach Einschätzung der Gewerkschaft der Polizei müsste mehr Personal zur Verfügung stehen.

Rund 25 Millionen Euro würden nach Angaben des Landesbranddirektors Albrecht Broemme benötigt, um die verfallenen, teilweise unter Denkmalschutz stehenden Gebäude zu sanieren. Doch die Gelder wurden von Jahr zu Jahr gekürzt. Stehen für 2002 gerade mal 2,3 Millionen Euro zur Verfügung, waren es beispielsweise Anfang der Neunziger-Jahre noch rund sechs Millionen Euro im Jahr. „Wir können im Prinzip nur noch Flickschusterei betreiben“, sagt Klaus Krzizanowski, stellvertretender Vorsitzender der Bezirksgruppe Feuerwehr in der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Eigentlich verschleppe man dadurch nur den drohenden Verfall; die Reparaturen würden letztendlich immer teurer.

Baumängel in der Wache an der Weißenseeer Parkstraße – eine der ältesten Berliner Feuerwachen – führten zum Beispiel dazu, dass sich im Gebäude und auf dem Hof Zecken, Milben und Lausfliegen einnisteten. Auch Berlins östlichste Feuerwache an der Hellersdorfer Straße arbeitet seit Jahren in einem Provisorium. In dem zweietagigen Plattenbau war ursprünglich nur die Freiwillige Feuerwehr Hellersdorf untergebracht. Doch inzwischen müssen sich insgesamt 70 Einsatzkräfte die beengten Räumlichkeiten teilen. Sie ziehen sich in dunklen, muffigen Behelfscontainern um. Der Alarmweg führt über etliche Treppen, hohe Schwellen, durch niedrige Türrahmen und durch die Küche, die unmittelbar an die schmale Fahrzeughalle grenzt. „Es passiert schon mal, dass sich Kollegen verletzen“, sagt Wachleiter Hans-Joachim Stuht. Eigentlich ist es ein Wunder, dass die Feuerwehrleute unter diesen Bedingungen trotzdem in den vorgeschriebenen acht Minuten am Einsatzort eintreffen. „Natürlich sind wir sauer auf die Politiker, weil immer wieder Gelder gestrichen werden“, macht Willi Welkisch deutlich. Trotzdem arbeite er gern in Hellersdorf: „Not schweißt eben zusammen“, sagt der Brandamtmann, der seinen Job, wie seine Kollegen, als Berufung versteht.

Auch Wachleiter Stuht fühlt sich in Hellersdorf heimisch, obwohl er als Ost-Mitarbeiter nach wie vor nur 90 Prozent verdient und es in der Wache an so vielem fehlt. So müssen beispielsweise medizinische Geräte nach einem Einsatz in einem Vorraum der Damentoilette desinfiziert werden.

Da geht es den Mitarbeitern der Wache an der Charlottenburger Straße in Zehlendorf bedeutend besser. Der helle, großzügige Bau verfügt über alles, was einen 24-Stunden-Dienst, den die insgesamt 60 Kollegen absolvieren, angenehm macht. Es gibt Ruheräume, eine modern ausgestattete Küche, Fernsehzimmer, mehrere Büros, einen Schulungsraum – und einen großen Fitnessbereich. Daran schließt sich eine fast 200 Quadratmeter große Dachterrasse mit Grillplatz an. In der gefliesten Fahrzeughalle gibt es sogar eine Absauganlage – davon können andere Wachen nur träumen.

„Diese Einrichtung gehört zu unseren Vorzeigeobjekten“, betont Klaus Krzizanowski. Von einem Ost-West-Gefälle will der stellvertretende Bezirksgruppenchef aber nichts wissen. So seien nach der Wende zunächst Gelder in den Ostteil der Stadt geflossen, der Westteil sei sogar vernachlässigt worden, sagt der Funktionär. Wachen in Wittenau, Hermsdorf oder Tegel würden derzeit sogar zu denen mit den schlimmsten baulichen Mängeln gehören. Dort sind unter anderem Dächer defekt, Böden versackt, Fenster undicht sowie die Elektroanlage und der Saniertärbereich erneuerungsbedürftig.

Landesbranddirektor Albrecht Broemme erklärt, dass in den vergangenen zwölf Jahren etwa 38 Millionen Euro in die Sanierung der Gebäude gesteckt wurden. „Das hört sich auf einen Schlag viel an, reicht aber bei weitem nicht aus“, betont er. Broemme hofft deshalb auf eine Haushaltsumschichtung zugunsten der Feuerwehr.

Die Senatsinnenverwaltung hat jetzt auf Druck der Gewerkschaft und der Feuerwehrleitung ressortintern Gelder neu verteilt. „Es ist unerlässlich, die Arbeitsbedingungen der Feuerwehrleute zu verbessern“, sagt die Sprecherin der Innenverwaltung Henrike Morgenstern. So sollen der Feuerwehr für die bauliche Unterhaltung in diesem Jahr zusätzlich 500 000 Euro zur Verfügung gestellt werden. „Auch die ursprünglich geplante Summe von 1,16 Millionen Euro für 2003 wird auf 2,46 Millionen Euro erhöht“, erklärt die Sprecherin. Das Abgeordnetenhaus müsse allerdings noch zustimmen.

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