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Berlin: Für Heroin auf Rezept

Viele Politiker und Fachleute in der Stadt befürworten eine kontrollierte Rauschgiftabgabe

Heroin auf Rezept für Schwerstabhängige – das will die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), durchsetzen. In Berlin findet der Plan Anklang. Dies wäre ein Möglichkeit, einer speziellen Gruppe von Schwerstabhängigen zu helfen, bei denen alle anderen Behandlungsmethoden gescheitert sind, sagte Roswitha Steinbrenner, Sprecherin der Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei). Dazu müssten aber Bundesgesetze geändert und der Leistungskatalog der Krankenkassen erweitert werden.

Sieben Städte hatten sich an dem Modellprojekt der kontrollierten Abgabe von Rauschgift beteiligt. Berlin war nicht dabei. Nach Schätzungen leben hier rund 8000 Opiat-Abhängige. Davon hätten 200 bis 300 Schwerstabhängige die Aussicht, Heroin auf Rezept zu bekommen.Innensenator Ehrhart Körting (SPD) will zunächst prüfen, inwiefern die Beschaffungskriminalität durch die kontrollierte Heroinabgabe auf Rezept zurückgehen könnte. Für ihn stelle sich vor allem die Frage, wie Schwerstabhängige von der Droge wegzubekommen sind, sagte Körting.

Als „sinnvoll“ bezeichnete Bernd Westermann vom Drogennotdienst eine Heroinabgabe auf Rezept. Schließlich würde sich die Lebenssituation der Abhängigen verbessern. „Heroin als Medikament bedeutet auch kontrollierte Qualität. Es gibt den Abhängigen mehr Sicherheit, und sie müssen deswegen nicht mehr kriminell werden.“ Auch dann werde es sicher gescheiterte Behandlungen geben. „Doch für einige kann es eine große Chance sein.“ Aber selbst, wenn es ein entsprechendes Gesetz gibt, „ist die Finanzierungsfrage in Berlin noch nicht geklärt.“ Er sieht keine große Chance, dass sich eine Abgabe von Heroin auf Rezept in Berlin in Kürze durchsetzen wird.

Bei „Vista“, dem Träger mehrerer Drogenberatungsstellen, unterstützt man das Vorhaben ebenso. „Es ist gut, möglichst viele Angebote zu haben“, sagt Geschäftsführer Rolf Bergmann. Er fürchtet, dass die Behandlung zunächst teuer wird. „Der Abhängige müsste dreimal am Tag erscheinen“, sagt er. Doch auf Dauer rechne sich das Projekt, da die Abhängigen gesünder und weniger kriminell würden.

Vor schnellen Entschlüssen warnte Frank Henkel, parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion. Er verweist auf die drei Säulen Prävention, Repression und Therapie. Dass Schwerstabhängige Heroin auf Rezept erhalten sollten, hält der CDU-Politiker „im Grundsatz“ für schwer vorstellbar. Die Fachpolitiker von SPD, Linkspartei, Grünen und FDP unterstützen dagegen eindeutig den Vorstoß. tabu/sib

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