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Berlin: Für Kinder von allein Erziehenden mit Ganztagsjob reicht Kita-Angebot nicht aus - Betreuungsprojekte helfen - noch

Für allein Erziehende oft ein unlösbares Problem: Wer kümmert sich um die Kinder, wenn Kita oder Hort schließen, die Mütter aber noch auf dem Nachhauseweg sind oder bis 20 Uhr arbeiten müssen. Ohne die Hilfe von Großeltern oder Nachbarn sind Berufstätigkeit und Familie für allein Erziehende kaum zu bewältigen.

Für allein Erziehende oft ein unlösbares Problem: Wer kümmert sich um die Kinder, wenn Kita oder Hort schließen, die Mütter aber noch auf dem Nachhauseweg sind oder bis 20 Uhr arbeiten müssen. Ohne die Hilfe von Großeltern oder Nachbarn sind Berufstätigkeit und Familie für allein Erziehende kaum zu bewältigen. Allerletzte Rettung für viele, die ihre Kinder ohne Partner großziehen und ganztags arbeiten, sind die ABM-Kinderbetreuungsprojekte, die es seit 10 Jahren in Berlin gibt.

Engagierte Frauen aus den Ostbezirken waren es, die sich gleich nach der Wende dafür eingesetzt haben. Von den 18 Projekten befinden sich die meisten im Ostteil der Stadt. "Eine Reaktion auf die völlig veränderte Lebenssituation von Frauen nach der Wende", sagt Monika Scherkus vom Frauenzentrum in Pankow. In der DDR brauchten Mütter grundsätzlich keine Spät- und Nachtschichten zu leisten. Heute sind die meisten froh, wenn sie überhaupt noch einen Job haben. Doch kommerzielle Babysitter kommen nur für Gutverdienende in Frage, und von Halbtagsjobs können die meisten Einelternfamilien nicht leben. Die klassischen Frauenberufe mit Spätschichten, Krankenschwestern und Verkäuferinnen, stellen den größten Teil des Bedarfs, aber es kommen auch allein erziehende Schauspielerinnen, Musikerinnen, Selbstständige oder Mütter und Väter in Umschulungen und Fortbildungen.

Obwohl der Bedarf die vorhandenen Kapazitäten um ein Vielfaches übersteigt, werden zunehmend ABM-Stellen für diese Aufgaben nicht mehr bewilligt. Für den Bezirk Mitte beispielsweise sind gerade 12 ABM-Stellen für Kinderbetreuung nicht wieder bewilligt worden. Begründung: Statt in ABM wolle man die Arbeitslosen auf den ersten Arbeitsmarkt bringen. Dabei sind viele Kinderbetreuerinnen ältere Frauen, die auf dem Arbeitsmarkt nur wenig Chancen haben.

Etwa die Hälfte der Projekte ist derzeit bedroht. Wo die Finanzierung als ABM gesichert ist, fehlt Geld für die Trägervereine, die die AB-Maßnahmen beantragen, wie im Fall von SHIA, der Selbst-Hilfe-Initiative für allein Erziehende. SHIA beschäftigt 32 ABM-Frauen als Kinderbetreuerinnen für einige hundert Einelternfamilien in akuten Notsituationen. Kurz vor der Feier zum zehnjährigen Bestehen hat der Verein jetzt die Hiobsbotschaft bekommen, dass die Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport die Initiative nicht weiter fördern will, obwohl SHIA Anlaufstelle ist für die 18 Kinderbetreuungsprojekte Berlins und seit vielen Jahren erfolgreich in der Rechts- und Sozialberatung für allein Erziehende tätig. Darüber hinaus nimmt der Verein viele Aufgaben aus dem Kinder- und Jugendhilfegesetz wahr.

Die berufliche Existenz allein Erziehender steht und fällt mit der Betreuung ihrer Kinder. Wie im Fall von Claudia S. Die Physiotherapeutin hat zweimal die Woche Spätschicht, vor 21 Uhr ist sie dann nicht zu Hause. Als sie noch mit ihrem Mann zusammenlebte, hat er die Kinder aus dem Kindergarten geholt, sie versorgt und abends ins Bett gebracht. Als der Vater die Familie verließ, stand Claudia S. vor der Entscheidung: entweder Sozialhilfe beantragen oder die Betreuung der Kinder regeln. Über SHIA bekam sie eine Kinderbetreuerin, eine ältere Frau, die sich um Marco (5) und Mirjam (3) kümmert, wenn die Mutter arbeitet. "Nur durch uns sind die Frauen wieder in den Beruf gekommen und weg von der Sozialhilfe," sagt Dagmar Ehmer-Yundel vom Kinderbetreuungsprojekt in Steglitz. Die Kosten für diese zusätzliche Betreuung richten sich nach dem Einkommen, "sind aber in der Regel sehr niedrig, entfallen auch oft, denn die Frauen zahlen ja schon für Kita und Hort", sagt Martina Krause von SHIA. Eine Konkurrenz zu kommerziellen Kinderbetreuungen seien sie aber nicht, denn die könnten sich die Betroffenen ohnehin nicht leisten.

Marie Wildermann

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