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Berlin: Für Philharmoniker und Urschrei-Therapeuten

Am Spittelmarkt entsteht ein „Musikerhaus“ mit doppelt schallisolierten Räumen

Der natürliche Feind eines Musikers ist sein Nachbar, seit Urzeiten schon. „Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden“, wusste bereits Wilhelm Busch.

Jetzt naht Abhilfe: Auf einem brachliegenden Grundstück an der Neuen Grünstraße, zwischen Spittelmarkt und Fischerinsel am einstigen Mauerstreifen gelegen, soll ein „Musikerhaus“ errichtet werden: In doppelt schallisolierten Zimmern können Musiker dann ins Horn stoßen oder auf die Pauke hauen, ohne ihre Nachbarn zu stören. Ein „Nischenprodukt“ sei das, sagen die Planer, aber die Resonanz sei schon jetzt „ganz groß“. Als Interessenten schweben ihnen nicht nur Musiker vor, die bisher entweder in Einfamilienhäuser am Stadtrand ausweichen oder Übungsräume mieten würden, sondern auch Schauspieler und Menschen, die einfach gern ungestört Musik hören oder meditieren – oder Anbieter sowie Teilnehmer von Urschrei-Therapien oder sonstigen Sitzungen, von denen besser nichts nach außen dringen sollte. Eine Sprecherin der Berliner Philharmoniker bestätigt den Bedarf: „Jeder Musiker wird dankbar sein für so ein Haus.“ Für Weltklasse-Künstler wie die Philharmoniker sei das Schall-Problem zumindest finanziell lösbar, aber auch von denen komme einer regelmäßig zum Üben ins Haus. Und für die weniger betuchten Stipendiaten der Orchester-Akademie sei die Sache ohnehin komplizierter.

Der Architekt Jörg Schreckenberg spielt selbst Saxophon und hat in Lübeck bereits ein ähnliches Gebäude errichtet. Die schallisolierten Zimmer werden als „Haus im Haus“ gebaut: Drei Türme aus je einem Würfel pro Etage werden „aufgestapelt“ und dann vom Haus umbaut. Die mehrfache Dämpfung aus Neopren- Kunststoff, Mineralwolle sowie doppelten Türen und Fenstern soll so effektiv sein, dass allenfalls vom Trommelwirbel noch ein leichtes Rauschen nach außen dringt. Dass die Technik prinzipiell funktioniert, musste Schreckenberg kürzlich in Lübeck feststellen, als er einen Bewohner besuchen wollte, aber auch mit mehreren Versuchen nicht herauszuklingeln vermochte. Daraus ergibt sich fürs Berliner Projekt gleich der erste Verbesserungsvorschlag: Eine Klingel oder Signallampe fürs Musikzimmer.obs

Weitere Infos im Internet:

www.buergerstadt.de

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