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Berlin: Fürs Rad müssen die Schüler jetzt zahlen

Wegen des Ansturms hat die Bahn die kostenlose Mitnahme gestoppt. S-Bahn will mehr Ständer bauen

Die Erfolgskombination Fahrrad und Bahn stößt an ihre Grenzen. Radfahrer bleiben an den vergangenen schönen Wochenenden zuweilen auf dem Bahnsteig stehen – weil kein Platz mehr für das Rad war. Wegen des Ansturms hat die Bahn jetzt die kostenlose Fahrradmitnahme für Schüler und Auszubildende gestoppt.

Der Vorsitzende des Radfahrverbandes ADFC will diese Änderung jetzt rechtlich prüfen lassen, denn im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg ist die Gratismitnahme für Schüler und Lehrlinge festgeschrieben. Ein Sprecher der Bahn bestätigte gestern, dass Schüler und Azubis zur Monatskarte jetzt eine Fahrradkarte kaufen müssen. Gratis sei die Mitnahme nur noch innerhalb der Städte Berlin, Frankfurt und Potsdam.

Wegen des Erfolges setze die Bahn seit kurzem einen speziellen Fahrradwaggon ein, der 36 Räder transportieren kann. In das normale Lastenabteil eines Doppelstockwagens passen nur 20. Eingesetzt werde der Waggon auf der Linie RE3 Richtung Stralsund – was sich offenbar noch nicht bei allen Mitarbeitern herumgesprochen hat. „Das weiß ich doch nicht“, hieß es kürzlich am Schalter im neuen Fernbahnhof Gesundbrunnen auf die Frage, in welchem Zug der Waggon eingesetzt werde. Wie berichtet, hat die Bahn diesen einen Waggon testweise für 150 000 Euro umgebaut. Radfahrer kritisierten dies als unsinnig; sehr viel billiger und viel wirksamer wäre es, in den Lastenabteilen der Doppelstockwagen einfach die Klappsitze auszubauen. Denn die Erfahrung zeigt, dass das Abteil häufig von Reisenden belegt ist, die gerade einmal ein Köfferchen dabei haben – und den Platz nicht räumen, selbst wenn Radfahrer ihn dringend benötigen. Seit langem kämpft Benno Koch dafür, die Fahrradabteile mit einem großen, nicht zu übersehenden Symbol in den Fenstern zu markieren, wie es auch die S-Bahn gemacht hat.

Dass manche Ausflügler an schönen Wochenenden das Nachsehen haben, liegt nach Angaben der Bahn daran, dass das Fahrrad im Zug eben „sehr beliebt geworden“ sei. Und wenn „sehr viele auf dieselbe Idee kommen“, könne man nicht garantieren, dass alle mitkommen, sagte der Sprecher. Er rät deshalb: „Am besten ist es, sich ein Fahrrad am Zielort zu leihen.“ Trotz der einzelnen Kritikpunkte lobt ADFC-Chef Benno Koch – der auch Fahrradbeauftragter des Senats ist – „einen radikalen Wandel zum Besseren“ im Verhältnis Rad und Bahn.

Die S-Bahn setzt auf eine andere Methode, um die Mitnahmequote im Zug zu senken: Sie baut großzügige Fahrradständer an den Stationen. Nach einem Jahr Pause hat die S-Bahn Anfang Juli 210 000 Euro beantragt, um an 12 Stationen in der Stadt insgesamt 578 Stellplätze zu bauen. Im Gegenzug verpflichtet sich die Bahn, diese für zehn Jahre zu unterhalten.

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