zum Hauptinhalt

Berlin: Fürstliches Frühstück

Nach und nach werden die Säle in Schloss Branitz saniert. Jetzt wurde der morgendliche Speiseraum fertig.

Schon zum Frühstück wollte der Fürst seine Gäste beeindrucken. Dafür ließ er nicht nur gefüllte Pasteten, Brötchen und Gebäck, Fleisch, Fisch, selbst gezüchtete Ananas, Kaffee, Kakao, Tee, Wein und Bier auffahren, sondern vor allem das Frühstückszimmer wie einen kleinen Palast gestalten. Feine Seide an den Wänden, ein nach dem Vorbild aus einer französischen Möbelzeitschrift gestalteter Vorhang im Neo-Rokoko um die Tür, ein Kamin, ein in England hergestelltes Buffet, eine mit goldenen Einfassungen gestaltete schwarze Holztäfelung und Landschaftsbilder trugen zur Inszenierung des genialen Landschaftsgestalters, Reiseschriftstellers, Künstlers und Lebemanns bei. Fürst Hermann von Pückler-Muskau achtete bei diesem „Gabelfrühstück“ auf jedes Detail. Besucher des Schlosses Branitz am Rande von Cottbus können sich davon jetzt ein Bild machen. Das „Frühstückszimmer“ präsentiert sich wieder so wie vor 160 Jahren.

„Wir präsentieren Pückler an einem authentischen Ort in seiner originalen Umgebung“, sagt Gert Streit, Direktor der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz. „Gerade in der denkmalgerechten Restaurierung seines Schlosses spiegelt sich die vielschichtige Persönlichkeit des Fürsten wider.“ Das Frühstückszimmer sei nur der Auftakt zu einem umfangreichen Bauprogramm. In den nächsten fünf Jahren würden der Rote Salon, der Blaue Salon und das Eckzimmer restauriert. Das Geld dafür stammt von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, die von den Sparkassen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt getragen wird. Über genaue Summen schweigt deren Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm von Rauch. „Aber es handelt sich allein für das Frühstückszimmer um eine beachtliche sechsstellige Zahl“, sagt von Rauch. Insgesamt stellte der „größte nicht-staatliche Kulturförderer in Deutschland“ seit 1995 für 419 Projekte in Brandenburg 14,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Die Verluste an der originalen Ausstattung der Schlossräume begannen schon bald nach dem Tod des Hausherrn 1871. Nicht immer entsprach die violette Wandbespannung beispielsweise im Frühstückszimmer, das in einigen älteren Reiseführern noch als Teezimmer bezeichnet wird, dem jeweiligen Geschmack der Schlossbesitzer. Tapeten oder eine einfache Wandfarbe genügten ihnen als Schmuck. Die meisten Möbel gingen in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges und kurz danach verloren. „Die Familie Pückler war vor der heranrückenden Roten Armee geflohen“, sagt Stiftungsdirektor Gert Streidt. „Die Besatzungstruppen kümmerten sich zunächst wenig um Schloss und Park, so dass sich viele Leute aus der Umgebung an der Einrichtung bedienten.“ Als 1946 das Schlossmuseum eröffnet wurde, habe sich der damalige Direktor auf den Weg in die umliegenden Ortschaften gemacht und einige Pückler-Gegenstände gefunden. Schon 1952 seien Park und Schloss unter Denkmalschutz gestellt worden.

Heute verfolgen Stiftung, Förderverein und die Stadt Cottbus ein weiteres Ziel. Branitz soll auf die Liste des Unesco-Weltkulturerbes, so wie es im Jahre 2004 mit der Pückler’schen Schloss- und Gartenanlage im sächsischen Bad Muskau und im angrenzenden Polen geschehen war. Das dortige Schloss brannte zu Kriegsende zum größten Teil ab. Auch wenn der Bau seit einigen Jahren wieder in alter Schönheit erstrahlt, fehlt doch die originale Ausstattung aus der Zeit von Pückler. Die gibt es nur noch in Branitz.

Der Park Branitz ist ganzjährig geöffnet. Das Schloss mit seinen Ausstellungen kann bis zum 31. Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr besucht werden, danach ist montags Ruhetag. Derzeit wird im Marstall eine Sonderausstellung über das Leben des Australienforschers Ludwig Leichhardt gezeigt. Informationen unter Tel. 0335/75150, www.pueckler-museum.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false