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Berlin: Funkstille im alten Funkhaus: Was wird aus dem riesigen Gelände des DDR-Rundfunks?

Im alten Funkhaus herrscht Funkstille. Nur selten hallen Schritte durch die endlosen Flure an der Nalepastraße 10-50.

Im alten Funkhaus herrscht Funkstille. Nur selten hallen Schritte durch die endlosen Flure an der Nalepastraße 10-50. In den verglasten Holzschränken entlang den dunklen Korridoren, wo sich einst Aufnahmebänder zu Tausenden stapelten, ist es leer. Verlassen sind auch die vielen Rundfunkstudios. Kaum vorstellbar, dass auf dem rund 13 Hektar großen Gelände, zwischen Spree und Rummelsburger Landstraße, zu DDR-Zeiten rund 5000 Menschen arbeiteten. Allein die Beheizung im Winter kostet monatlich 100 000 Mark.

Interessenten winkten ab

Bis zu 600 Hörspiele wurden hier jährlich produziert, Orchester reisten an, um Platten aufzunehmen. Doch seit Anfang der 90er Jahre, als der staatliche Rundfunk abgewickelt wurde, liegt das Areal im Dornröschenschlaf. Alle Bemühungen, Institutionen anzusiedeln oder Investoren zu finden, scheiterten. "Wir haben versucht, die Polizeidirektion, das Landesarchiv und die Hochschule für Musik für diesen Standort zu gewinnen", sagt Dietrich Fischer von der Neue Länder Grundstücksverwertung und Verwaltung GmbH (NLG). Mit den Argumenten, das Gelände im Ortsteil Oberschöneweide sei zu weit draußen und habe kein attraktives Umfeld, wurde abgewunken.

Inzwischen gibt es neue Pläne. So könnte ein Gewerbe-Wassersport-Zentrum mit Geschäften und einem Hotel entstehen. Andererseits wäre denkbar, dort einen Themenpark aufzubauen. "Einen Musikerlebnispark, in dem sowohl in den Gebäuden als auch draußen unterschiedliche Veranstaltungen stattfinden", sagt Fischer. Man könnte unter anderem Soundshows aufführen und einen Klanggarten installieren. Zusätzlich wären ein Musik-Shopping-Center, vielleicht sogar ein Theater möglich. Ein detailliertes Konzept zum Themenpark wird in einigen Wochen vorliegen, kündigt der NLG-Mitarbeiter an. Wenn es mit dem Senat abgestimmt sei, solle die Investorensuche beginnen. Vom Gewerbe-Wassersport-Zentrum sei dagegen keine Rede mehr. Fischer geht davon aus, dass künftig nur noch das denkmalgeschützte Gebäudeensemble - es besteht aus vier backsteinfarbene Häusern - stehenbleibt. Die anderen 40 Bauten, meist Büros und Lagerräume, kommen weg.

Zwischen 1951 und 1956 entstand der Funkhauskomplex nach Plänen des Bauhaus-Schülers Franz Ehrlich. Vier Säle wurden so eingebaut, dass eine Schallübertragung unmöglich ist. Fachleute halten den mit rund 900 Quadratmeter größten Saal für etwas ganz Besonderes: "Weil die Akustik weltweit einmalig ist", schwärmt der Intendant des Deutschen Filmorchesters Babelsberg (DFB), Klaus-Peter Beyer. Auch die Regieräume sind hervorragend angeordnet. Beyer nutzt seit neun Jahren immer mal wieder den Saal. Erst vor einigen Wochen konnte das Orchester ein neu eingerichtetes Studio nebenan eröffnen. Beyer: "Damit wurde die Wiederbelebung der Säle eingeleitet." In den letzten Jahren seien sie "von Fall zu Fall" vermietet worden, sagt Dietrich Fischer von der NLG. Sony und auch Philips nutzten den großen Saal schon für Plattenaufnahmen. Auch hochkarätige Gäste wie Daniel Barenboim spielten Musik ein.

Sandmännchen-Studio verkauft

Die NLG - Gesellschafter sind das Land Berlin und die neuen Bundesländer - hat den Auftrag, sämtliche Liegenschaften des Fernsehens und des Rundfunks der DDR zu verwerten. Beim Großteil der Berliner Immobilien ist das schon gelungen: Dazu gehört das riesige Gelände an der Rudower Chaussee in Adlershof, auf dem sich ein neuer Medienstandort entwickelte. Auch das Fuhrparkgelände des DDR-Fernsehens am Bohnsdorfer Weg wurde gerade verkauft. Ein privater Investor will dort Wohnungen errichten. Für die denkmalgeschütze Rundfunkschule an der Grünauer Regattastraße 277 gebe es Interessenten. Das ehemalige Studio am Hultschiner Damm in Mahlsdorf ist ebenfalls veräußert - hier wurde das "Sandmännchen" zum Leben erweckt.

Steffi Bey

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