zum Hauptinhalt
Einige Spiele, die Hertha BSC in der neuen Saison zu bestreiten hat, gelten als besonders konfliktträchtig.

© Fabian Fuchs/dpa

Fußball und Hooligans: Krawalle zum Saisonauftakt?

Die Fußball-Saison startet für Hertha BSC mit Partien gegen Hansa Rostock und den VfB Stuttgart. Diese bieten viel Konfliktpotenzial.

Die neue Saison beginnt mit einem Kracher. Hertha BSC spielt in der ersten Runde des DFB-Pokals am 14. August gegen Hansa Rostock. Diese Partie gehört zu den brisantesten im deutschen Fußball. Beide Vereine haben nach Angaben der jeweiligen Innenbehörden zusammen 1000 polizeibekannte Hooligans unter ihren Fans. Während in Mecklenburg-Vorpommern die Hooligan-Szene gewachsen ist, soll sie in Berlin konstant sein. Die Innenverwaltung teilte auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten June Tomiak mit: „Das personelle Potenzial der Ultra- und Hooliganszene ist seit 2014 relativ stabil geblieben.“ Die Fußballschläger verteilen sich gleichmäßig auf die Vereine Hertha, FC Union und BFC Dynamo. Bei Hertha sind es 400 der „Kategorie B“ (gewaltbereit) und 70 der harten Kategorie C (gewaltsuchend). Bei Zweitligaclub Union sind es 350 B und 50 C, bei Dynamo 400 B und 110 C. Dieser Ost-Berliner Club hat also mit Abstand die meisten „Kat C“-Fans.

Das Innenministerium in Schwerin zählte am Ende der Saison 2015/2016 470 Fans der Kategorie B und 116 der Kategorie C. Das sind laut Innenministerium 70 Hooligans mehr als in der Saison 2014/15. Fast alle dieser polizeibekannten Fans hängen Hansa Rostock an.

Vor fünf Jahren gab es eine Massenschlägerei in Brandenburg

Hertha und Hansa verbindet eine lange Feindschaft. Zwar liegt die letzte Begegnung beider Mannschaften fast zehn Jahre zurück, 2008 spielte Hansa in der 1. Liga. Doch seitdem kam es auch ohne Spiel immer wieder zu massiven Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fans. Mehrmals passten sich Gruppen bei Reisen zu Auswärtsspielen ab. 2012 gab es zum Beispiel eine Massenschlägerei im Bahnhof Brandenburg (Havel). Im selben Jahr war ein Hansa-Fan im Berliner Hauptbahnhof von einem Unbekannten niedergestochen worden; der 30-Jährige wurde schwer verletzt. Zuvor hatte es im Regionalzug Streit zwischen Anhängern von Hertha und Hansa gegeben. Das Opfer war als „Gewalttäter Sport“ bei der Polizei registriert.

Manchmal treffen sich die Anhänger beider Vereine im selben Zug, da in Berlin und im Umland ein beträchtlicher Teil von Hansa-Fans lebt. Diese sind als „Reisegruppe ungemütlich“ bekannt – die Bahn weiß, was damit gemeint ist. Nach einer Fahrt dieser Gruppen sind Waggons meist reparaturbedürftig.

Die Rivalität der Fans entsteht mitunter auch auf Umwegen

Zudem geraten die Problemfans beider Vereine immer wieder aneinander, weil die Rostocker gerne mit dem letzten Zug von der Ostsee nach Berlin reisen, um dann am frühen Morgen vom Hauptbahnhof weiter zum Auswärtsspiel zu fahren.

Der zweite Kracher folgt in derselben Woche. Am 19. August tritt der VfB Stuttgart im Olympiastadion am ersten Spieltag der neuen Bundesligasaison an. Der Hintergrund dieser Fanrivalität muss erklärt werden: Da Hertha BSC Fans traditionell mit Fans des Karlsruher SC befreundet sind, wird die Feindschaft in Baden-Württemberg zwischen dem Karlsruher SC und VfB Stuttgart übernommen.

Die Unterstützung für Karlsruhe reicht so weit, dass Hertha-Ultras Spiele von Karlsruhe besuchen. Im November 2012 hatten 80 vermummte Hansa-Chaoten in Schwerin einen nach Rostock fahrenden Regionalzug mit Steinen beworfen. In dem Zug saßen 180 Herthaner auf der Fahrt zum Spiel Rostock gegen Karlsruhe. Am Abend dieses Tages geschah die Messerattacke auf den Hansa-Fan im Berliner Hauptbahnhof. Damals wurde vermutet, dass es eine Racheaktion war.

Eine offene Rechnung haben die Ultras von Hertha BSC derzeit mit den Fans von Eintracht Frankfurt. Bekanntlich hatten 200 vermummte Eintracht-Fans im Februar in Moabit einen Fantreff von Hertha angegriffen. Die Polizei war von der Massenschlägerei in Moabit mit etwa 50 Berlinern Stunden vor dem Spiel im Olympiastadion völlig überrascht worden. Nach Polizeiangaben waren die Frankfurter „konspirativ mit Kleinbussen und Pkw nach Moabit“ gefahren. Das Spiel gegen Frankfurt ist erst im Dezember.

Die Polizei geht seit diesem Jahr schärfer gegen Fußball-Gewalt vor. In den ersten fünf Monaten 2017 gab es im Vorfeld von Risikospielen bereits 48 „Gefährderansprachen“ gegen bekannte Schläger, das sind fast so viel wie in den Jahren 2015 und 2016 zusammen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false