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Berlin: Galerie Bremer

Er war der Größte. Rudolf van der Lak hat ein halbes Jahrhundert die Hinterzimmerbar der Galerie Bremer geprägt, mit seinem freundlich klackendem Gelächter und einer unnachahmlichen Art, Geschichten zu erzählen.

Von Frank Jansen

Er war der Größte. Rudolf van der Lak hat ein halbes Jahrhundert die Hinterzimmerbar der Galerie Bremer geprägt, mit seinem freundlich klackendem Gelächter und einer unnachahmlichen Art, Geschichten zu erzählen. Über die Prominenten, die hier getrunken haben, auch über weniger bekannte Gäste und am liebsten über seine Bar und die Galerie überhaupt. Im Mai 2006 ist der grand old man der Berliner Barszene gestorben. Zu ersetzen ist er nicht. Aber das Lokal, nach dem Verkauf eine Zeit lang geschlossen, steht den fans of elegant drinking schon länger wieder offen. Kann das gut gehen? Die Galerie-Bremer-Bar ohne den Meister? Etwas unsicher und auf jeden Fall wehmütig betraten drinking man und compañera die einstige Bühne des Rudolf van der Lak.

An der Einrichtung hat sich glücklicherweise nichts geändert. Der abgeschabte Tresen darf ungeschminkt weiter altern, rechts vom Eingang schimmert wie eh und je der lindgrüne Kachelofen, an den Wänden hängen Aquarelle, darunter ziehen sich schwarze Bänke mit roten Sitzpolstern entlang. Die Getränkekarten sind die alten, leicht angeklebten. Wunderbar. Hier sind selbst die Karten Devotionalien.

Die freundliche Servierdame, die den neuen Keeper unterstützt, stammt dem Akzent nach aus Osteuropa. Sie scheint eine gewisse Rustikalisierung bewirkt zu haben: Als Snack werden mit Käse überbackene Bouletten angeboten, auf den Tischen stehen Klappkärtchen, die einen Drink namens „Volga Song“ anpreisen. Normalerweise würde der drinking man in einer Cocktailbar niemals Bouletten verzehren, doch hier tat er es – und war passabel gesättigt. Der Volga Song (Wodka, Cherry Heering, Orangensaft „& Eiswürfel“, wie auf dem Kärtchen steht) war richtig gut. Auch der Gin Rickey, einst Standarddrink bei van der Lak, erinnerte an die alten Zeiten. Weniger gelungen erschien hingegen der Mai Tai. Er kam in einem Longdrinkglas und wirkte lieblos zusammengemixt.

Es fehlt ein Bild des Altmeisters. Warum blickt er nicht auf seine Fans hinab und stimuliert zu weiterem Trinken? Wie auch immer. Rudolf van der Lak is gone, but not forgotten.

Galerie Bremer, Fasanenstraße 37. Wilmersdorf, Tel.: 881 49 08, montags bis samstags ab 20 Uhr

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