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Beim Gallery Weekend in Berlin öffnen in diesem Jahr 51 Galerien und präsentieren Kunst zum Sammeln und auch Anfassen - wie bereits 2011 das Werk "Caciocavallo-Käse".

© dpa

Gallery Weekend: Berlin steht im Zeichen der Kunst

Beim diesjährigen Gallery Weekend öffnen 51 Galerien für Sammler aus der ganzen Welt ihre Tore. Ein Event, das bereits mit New York, Brüssel und München Nachahmer gefunden hat - und von dem das Überleben vieler Kunstunternehmer abhängt.

Zum neunten Mal steigt in Berlin das Gallery Weekend, und die Stadt ist auf den Beinen. Die Erfindung hat bereits in New York, Brüssel und München Nachahmer gefunden. Der Trick besteht darin, Sammler in die Stadt zu locken und ihnen die schönsten Ausstellungen, die beste Kunst zu Füßen zu legen und eine anregende Atmosphäre zu schaffen. Die großartige Idee wurde aus der Not geboren. Berlin hat sich lange Zeit als Verkaufsstätte schwergetan – in Zeiten der geteilten Stadt sowieso, aber auch nach dem Mauerfall, obwohl in den neunziger Jahren die Maler und Bildhauer herbeiströmten und man bald von einem Kunstwunder sprach.

Berlin, das ist vor allem die Metropole der Kreativen. Hier steckt ihr eigentliches Potenzial, das allerdings erst durch die Galerien sichtbar wird, wo die Kunstproduzenten ihren Lebensunterhalt verdienen. 400 Galerien gibt es in der Stadt, sie vertreten über 6000 Künstler. Auf reichlich 60 000 Quadratmetern Fläche zeigten sie im vergangenen Jahr ihre Werke, in insgesamt 3000 Ausstellungen. Eine Million Besucher kamen zur Besichtigung. Die jetzt vom Berliner Institut für Strategieentwicklung veröffentlichte Studie nennt für das Jahr 2012 einen geschätzten Umsatz von mindestens 100 Millionen Euro, eine ähnliche Zahl wie bei der letzten Erhebung 2009.

Das ist nicht viel, zumal die Hälfte des Umsatzes von vielleicht zwei Dutzend Galerien stammt. Man ahnt, was das für den Mittelbau bedeutet. In den letzten Jahren mussten viele schließen. Das Gallery Weekend, auch wenn es mit seinen 51 teilnehmenden Galeristen zum Großteil von jenen erfolgreichen Kunstunternehmern organisiert wird, stellt eine Überlebensmaßnahme dar. Nur 22 Prozent der Kunden kommen aus der Region, 51 Prozent aus der weiteren Republik, 27 Prozent aus dem Ausland. Kein Wunder, dass die Galeristen ihre Sammler zum Jagen nach Berlin tragen wollen.

Kunst ist das neue Gold, wurde als Losung in der vergangenen Woche anlässlich der Kunstmesse Art Cologne ausgegeben. Auch in Berlin gäbe es diesen Schatz zu heben. Die Stadt besitzt eine ungebrochene Attraktivität nicht nur für die Produzenten von Kunst, sondern auch für deren neue Besitzer, die hier ihre Schätze herzeigen. Gerade hat der Sammler Axel Haubrok die ehemalige DDR-Fahrbereitschaft in Lichtenberg erworben, die er zum Gallery Weekend als neues Kunstquartier präsentiert. Ein Schweizer Sammlerpaar rüstet gegenwärtig die ehemalige Kindl-Brauerei in Neukölln um, für Ausstellungen und Studios. Wie die Künstler auf der Suche nach bezahlbaren Ateliers, so müssen sich auch die Sammler für ihre Showrooms in die Außenbezirke begeben. In Mitte, innerhalb des S-Bahn-Rings, sind die Plätze vergeben, die Mieten zu hoch.

Die aktuelle Kunst, die lebendige, über die gesamte Stadt verstreute Szene, immer neue, überraschende Orte, die sich auftun, und Impresarios, die in die Brachen hineingehen – daraus bezieht Berlin sein Fluidum. Wie pulsierend gerade dieser Bereich ist, wie stark er in die Stadt hineinwirkt, das zeigt sich auch an der Vielzahl der Ausstellungseröffnungen in staatlichen Institutionen um das Gallery Weekend herum. Die Kunst-Werke in der Auguststraße, das Haus der Kulturen der Welt gehen jeweils mit neuer künstlerischer Leitung und neuen Shows an den Start, die Galerie der Deutschen Bank Unter den Linden feiert ihre Wiederkehr als Kunsthalle. Als Schaufenster funktioniert die Stadt nach wie vor. Jetzt sollen endlich auch die Käufer kommen.

Mehr Informationen auch unter: www.gallery-weekend-berlin.de

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