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Gammelfleisch-Prozess: Döner-König vor dem Kadi

Unternehmer K. muss sich Donnerstag im Gammelfleisch-Prozess vor Gericht verantworten. Ihm wird vorgeworfen, 4000 Kilo verdorbenes Fleisch in seinem Betrieb gelagert zu haben.

Er ist der größte Döner-Hersteller Europas. Nun muss sich der „Kebab-King“ K. vor Gericht verantworten. Er soll im September 2006 rund 4000 Kilogramm Gammelfleisch in seinem Weddinger Betrieb gelagert haben. Die Staatsanwaltschaft spricht davon, dass das Fleisch „ekelerregend und nicht für den menschlichen Verzehr geeignet“ gewesen sei. Zudem soll der Angeklagte mehrmals Fleisch als Ware aus Berlin und Brandenburg etikettiert haben, welches jedoch offenbar aus dem Ausland stammte. K. soll ferner Fleischspieße falsch deklariert und Etiketten zur Lieferung in die Niederlande gefälscht haben. Am Donnerstag beginnt der Prozess vor dem Moabiter Kriminalgericht.

Kurz vor Weihnachten 2006 hatten Ermittler des Landeskriminalamtes die Firmen- und Privaträume K.s in Wedding durchsucht und Geschäftsunterlagen sichergestellt. Fünf Tonnen Kalbfleisch wurden sichergestellt, vier Tonnen davon sollen Gammelfleisch gewesen sein.

Wenige Wochen zuvor war der "Gammelfleisch-Skandal“ an die Öffentlichkeit gelangt. Begonnen hatte er mit der Nachricht, dass im September Lebensmittelkontrolleure auf dem Großmarkt an der Beusselstraße 95 Tonnen Putenfleisch, das aus Italien stammte, beschlagnahmt hatten. Von den 25 entnommenen Proben wurden 19 beanstandet – zwölf davon waren mit Salmonellenkeimen infiziert, wie eine Sprecherin der Gesundheitsverwaltung damals mitteilte. Doch ein Teil der Ware war bereits vor der Kontrolle an Händler in acht Berliner Bezirken sowie nach Brandenburg und nach Schweden geliefert worden. Ob dieses Dönerfleisch auch salmonellenverseucht war, ließ sich nicht mehr feststellen. Die Funde im Beusselmarkt stehen nicht in Zusammenhang mit dem anstehenden Prozess gegen den türkischen Unternehmer.

K., der seit 37 Jahren in Berlin lebt, beteuerte stets seine Unschuld. Immer wieder wies er darauf hin, dass gegen eine Firma ermittelt werde, die ihm das verdorbene Fleisch geliefert habe. Ein Lebensmittelkontrolleur im Veterinäramt widersprach dem. Die Mitarbeiter seien der Beschwerde eines Kunden nachgegangen. K. warf den Ermittlern jedoch vor, durch die „unbegründeten Vorwürfe“ die ganze Branche zu ruinieren. Seit Jahren mache sich K. dafür stark, ein „Döner-Zertifikat“ einzuführen, demnach ausschließlich Fleisch vom Kalb, Rind und Lamm verwendet werden dürfe. Doch das Vorhaben gestaltet sich organisatorisch offenbar schwieriger als zunächst erwartet. Später hatte der Unternehmer über die Medien verbreiten lassen, dass jeder, der sehen wolle, wie in seiner Fabrik gearbeitet wird, die Produktion „ohne Voranmeldung“ besichtigen könne. In diesem Jahr will K. in Istanbul die „größte Dönerfabrik Europas“ mit 250 Mitarbeitern eröffnen.

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