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Jetzt aber schnell. Wer von allen fünf Großveranstaltungen etwas mitbekommen will, muss sein Wochenende gut planen.

© imago

Ganz Berlin ist auf den Beinen: Ein Masterplan fürs Mega-Wochenende

Lange Nacht, DFB-Pokal, Velothon, offenes Parlament und dann auch noch die S-Bahn: In Berlin gibt es an diesem Wochenende besonders viel zu erleben. Wie soll das alles zu schaffen sein? Kein Problem! Wir haben die perfekte Route von Mitte bis Erkner, von Westend bis Neukölln schon mal ausgetüftelt.

Wer sich an diesem Wochenende in Berlin langweilt, macht wirklich etwas falsch. DFB-Pokalfinale im Olympiastadion, Lange Nacht der Museen, S-Bahn-Geburtstag, offene Türen da und dort. Man müsste sich aufteilen, um all das miterleben zu können – oder einfach die perfekte Route planen.

Die beginnt ein bisschen trocken, zugegeben, im Bundesrat, immerhin besser als draußen, da kann es am Sonnabend öfter mal nass werden (also Regenschirm einpacken!). In den Bundesrat dürfen nämlich heute auch Nichtpolitiker rein und erfahren um 12 Uhr zum Beispiel, warum Berlin so sexy und doch so arm ist – trotz des Länderfinanzausgleichs. Den diskutiert eine Berliner Politikwissenschaftlerin mit dem niedersächsischen Finanzminister. Zur gleichen Zeit feiern die angereisten Bayern schon vor Anpfiff des Pokal-Finales im Olympiastadion. Dahin gehen später bestimmt auch die Funktionäre des deutschen Fußballs, die um 13 Uhr noch mit dem niedersächsischen Innenminster über den Sport und seine Fans sprechen.

Jetzt aber raus! Einmal 800 Meter um den Block, vorbei an den Streetdancern, die hier auftreten, und rein ins Abgeordnetenhaus. 15 Uhr. Punktlandung. Im ersten Stock stellen sich die Fraktionen vor. Wer schon immer wissen wollte, warum Grüne und Linke gegen die Bebauung des Tempelhofer Feldes sind: Hier gibt es vielleicht noch ein paar Antworten vor dem Volksentscheid am Sonntag in einer Woche. Und ob die dort abgegebenen Daten auch wirklich sicher sind, weiß bestimmt der Berliner Datenschutzbeauftragte. Aber genug geredet. Kurz noch den Tango- und Jazztänzern vor der Tür zuwinken, einmal mitwippen, dann schnell weiter, die Stresemannstraße entlang bis zum Leipziger Platz 7. Schließlich beginnt schon um 18 Uhr die Lange Nacht der Museen.

Mit Dalí dort in die Nacht starten – wer hat davon nicht schon mal geträumt? Et voilà! Es sollte allerdings ein surrealer Kurzausflug bleiben, es gibt noch viel zu tun und das Museumsticket gilt schließlich auch als Fahrkarte. Kurz mal abtauchen, mit der U2 sind es nur 15 Minuten bis zum Zoo, da bleibt noch ein halbes Stündchen fürs Aquarium, durchpusten mit den Quallen, bevor es weitergeht in Richtung Olympiastadion. In der U2 wenigstens ein bisschen Scha-la-la-la in schwarz-gelb-rot-weiß mitbekommen, wenigstens die Mannschaftsbusse von außen sehen oder jemanden, der jemanden kennt, der... Den Schwarzmarkt einfach links liegen lassen, das Spiel ist selbstverständlich ausverkauft, da hilft nur – WM-Training! – Public Viewing. In den Stadionterrassen (Jesse-Owens-Allee 2) ist die Stimmung sicher gut, solange das Bier fließt – und das tut es.

Achtung, jetzt wird es wirklich wichtig: nicht bis zum Schluss bleiben! Nach dem Abpfiff verstopfen 70 000 Fans den öffentlichen Nahverkehr, also schnell austrinken oder einen Schluck mit auf den Weg in Richtung S5, mit dieser bis Westkreuz, dort auf den Ring in die S41 wechseln bis Westend – und die paar Schritte laufen bis zum Schloss Charlottenburg. Als Kontrast zu den Fangesängen erklingen hier barocke Töne, und um 23.30 Uhr wird die höfische Tafelkultur erklärt. Draußen wartet aber schon ein Doppeldeckerbus, der einlädt, die alten Berliner Gaslaternen auf einer Rundfahrt zu bestaunen. Vielleicht ist Ilja Richter ja auch mit an Bord.

Ein Uhr. Durchatmen. In einer Stunde endet die Museumsnacht. Da geht noch was! Gleich gegenüber wartet die Abguss-Sammlung antiker Plastiken der FU (Schloßstraße 69 b), ein Stück weiter gibt es in der Villa Oppenheim Ausstellungen über die „City West“ und die Mendelssohns. Oder doch lieber ins Bett? Schließlich geht es Sonntagfrüh gleich weiter.

Zum Glück war die Spontananmeldung für den „Velothon für jedermann“, die am Sonnabend noch möglich gewesen wäre, nur ein Traum. Ein bisschen Motivationsjubel für die Sportverrückten, die am Sonntagfrüh schon um 7.45 Uhr am Potsdamer Platz starten, ist allerdings das mindeste. Dann wird’s aber schon wieder hektisch – schließlich gilt das Ticket der Langen Nacht auch am Sonntag noch. Aber lassen wir es etwas gemütlicher angehen.

Die Fahrt mit der S1 zur Friedrichstraße und dann mit der S3 weiter nach Erkner dauert 53 Minuten, da kann man ruhig wegnicken. Und wer nach all dem Sportgucken nicht mehr stehen kann, kann sich einfach eine alte Holzbank aus der S-Bahn ersteigern. Das Unternehmen feiert hier in der Triebwagenhalle direkt am Bahnhof sein 90-jähriges Bestehen. Und auf dem Stadtfest in Erkner gibt es sicher noch anderen bunten Nippes für die Heimreise.

Zurück in die S-Bahn, am Ostkreuz auf den Ring und vom S-Bahnhof Neukölln per U7 zum Hermannplatz.Dort enden am Sonntag die Maientage in der Hasenheide. Zum Schluss also noch eine Karussellfahrt. Am Ende des Wochenendes bleibt der süße Geschmack von Zuckerwatte. Und vielleicht etwas Muskelkater.

Vinzenz Greiner

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