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Berlin: Ganz Berlin ist ein Gottesdienst

In dieser Woche feiern Hunderttausende Gläubige den ersten Ökumenischen Kirchentag. Vor allem im Osten werden viele Straßen gesperrt

Die ganze Stadt verwandelt sich in den kommenden Tagen in einen einzigen großen Gottesdienst. Zum ersten gemeinsamen Kirchentag von Katholiken und Protestanten unter dem Leitsatz „Ihr sollt ein Segen sein“ werden nach jüngsten Schätzungen mehr als 200 000 Gäste in der Stadt erwartet. Ihnen bieten sich 3200 Veranstaltungen, verzeichnet in einem telefonbuchdicken Programmheft von 722 Seiten Stärke. Bis Sonntag wird die Großveranstaltung das Stadtbild prägen.

Seinen Auftakt nimmt der Kirchentag am Mittwochabend um 18 Uhr mit einem Eröffnungsgottesdienst am Brandenburger Tor. Wenn sich danach am „Abend der Begegnung“ Kirche, Kultur und Kulinarisches auf dem Boulevard Unter den Linden vereinen, wird das Trennende, etwa der Streit um das gemeinsame Abendmahl, vorerst in den Hintergrund rücken.

Zum feierlichen Schlussgottesdienst am Sonntag, dem 1. Juni, um 10 Uhr auf der Wiese vor dem Reichstag werden rund 300 000 Menschen erwartet. Zwischen diesen beiden Ereignissen, die quasi das Alpha und Omega des Kirchentages markieren, liegt eine Vielzahl von Begegnungen nicht nur der beiden christlichen Religionen.

Breiter Raum soll auch dem Dialog mit Vertretern anderer Religionen wie Juden, Moslems und Hindus eingeräumt werden. Die vereinte Christenheit wird sich nicht nur mit religiösen, sondern auch mit aktuellen politischen Fragen befassen. Nach den Worten von Kirchentagspräsidentin Elisabeth Raiser wird über die Globalisierung und über die internationale Friedensordnung gesprochen.Innenpolitisch werde vor allem die Reform der sozialen Sicherungssysteme diskutiert. Prominente von Iris Berben, Martin Walser, Jürgen Fliege und Hans Küng bis Johannes Rau und Joschka Fischer wollen sich auf Podien äußern. Auch der Bundeskanzler will zu den Gläubigen sprechen – über Sozialreformen. Zuletzt fand 1951 ein evangelischer Kirchentag in beiden Hälften Berlins statt. Im östlichen Innenstadtgebiet sind in dieser Woche viele Straßen für den Kirchentag gesperrt. Für Autofahrer empfiehlt es sich, den markierten Bereich (siehe Grafik) zu meiden.

Fatina Keilani

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