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Berlin: Ganz gezielt nur die teuersten Weine gestohlen 35 000 Euro Schaden

Die Diebe hinterließen keine Spur

Von Jörn Hasselmann

Die Diebe waren Weinkenner. Gezielt stahlen sie nur die teuersten und seltensten Tropfen, die im Keller der „Piazza Italiana“ in Glienicke lagerten. Der Schaden betrage 35 000 bis 40 000 Euro, sagte Inhaber Antonio Modesti – doch der ideelle Verlust sei weit größer. „Diese Weine kann man nicht so einfach neu kaufen“, sagte Modesti. Sein Restaurant genießt in Berlin unter Kennern einen Spitzenruf für italienische Weine. Gestohlen wurden 30 Flaschen Chateau Pétrus der Jahrgänge ’95, ’96 und ’98. „Das sind die besten überhaupt“, sagte Modesti. Zudem nahmen der oder die Diebe 12 Flaschen Sassicaia des Jahrgangs ’97 und je eine Flasche Brunello von ’54 und ’55 mit. „Solche Weine stehen nicht auf der Karte, die sind für besondere Gäste oder Sammler“, sagte Modesti.

Der Italiener hat 10 000 Euro Belohnung ausgesetzt, aber: „Ich habe keine Hoffnung“. Die Tat sei mit Sicherheit eine Auftragsarbeit. Der Dieb habe sich perfekt ausgekannt, die Alarmanlage sei überlistet worden. Modesti vermutet den Täter in den Reihen seiner jetzigen oder früheren Mitarbeiter. Entdeckt hat er das Fehlen der Flaschen am Mittwochmittag, die Videoanlage filmte nachts einen etwa 30 Jahre alten und 1,65 Meter großen Mann im Keller. Für die Kripo hat das Video aber nahezu keinen Wert. Der Mann ist nur ganz kurz und verschwommen zu sehen, es ist nicht zu erkennen, was er gerade macht. „Wir wissen nicht mal, ob es ein oder mehrere Täter waren“, sagte der zuständige Kommissariatsleiter Hans-Jürgen Schober von der Kripo Hennigsdorf, die den Fall bearbeitet: Die Piazza Italiana an der Oranienburger Chaussee liegt wenige Meter hinter der Stadtgrenze im brandenburgischen Glienicke. Auffällig sei, dass an dem Kellerfenster, durch das der Täter eindrang, keinerlei Spuren von Gewalteinwirkung gefunden wurde.

Es ist nicht der erste Diebstahl von Spitzenweinen aus Restaurants. Mitte der 90er Jahre gab es eine Aufsehen erregende Serie. 1999 wurde ein Hehler festgenommen, der die gestohlenen Weine im Wert von einer halben Million Mark an Kenner verhökert hatte. Die Flaschen stammten unter anderem aus den Edel-Restaurants „Bamberger Reiter“, „Eselin von A“ und renommierten Weinhandlungen. Auch damals nahmen die Diebe ausschließlich die berühmtesten Provenienzen und besten Jahrgänge mit. „Die waren so gut informiert, dass sie den ’92er Mouton-Rothschild, einen schlechten Jahrgang, einfach stehen ließen“, hatte damals der bestohlene Weinhändler Roger Kutschki gesagt.

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