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Berlin: Ganz unten

Zeitzeuginnen berichten bei der „Bunker“-Premiere vom Krieg

Berliner Unterwelt. Damit ist keine Mafia gemeint, sondern das weitläufige Netz von Bunkeranlagen unterhalb der Hauptstadt. Der Dokumentarfilm „Bunker – die letzten Tage“ nimmt sich mit ausdrucksvollen und beklemmenden Bildern des Themas an. Bei der Premiere am Donnerstagabend waren die Regisseure Martina Reuter und Gavin Hodge, der Berliner Bunkerexperte Dietmar Arnold sowie eine der befragten Zeitzeuginnen, Waltraud Süßmilch, anwesend.

„Die Frage nach der subjektiven Realität steht bei unserem Film mit im Zentrum“, sagt Martina Reuter. Deshalb habe man sich auch auf die Flutung des Bunkers am Anhalter Bahnhof in den letzten Kriegstagen konzentriert. Zwei Zeitzeuginnen, die damals jugendliche Süßmilch und die 30-jährige Ärztin Gertraude Gerlach, hatten diese Tage unabhängig voneinander erlebt. Jede hat andere Erinnerungen und Eindrücke. Gerlach erinnert sich mit Schrecken an die Toten, Verletzten und an den stechenden Kotgeruch. Süßmilch hingegen sammelte die Lippenstifte der Bunkerfrauen ein, um auf Bettlaken ein rotes Kreuz als Zeichen für die einmarschierenden Russen zu malen.

Die Regisseurin war 1995 zufällig auf die Berliner Unterwelt gestoßen, als sie den für nur zwei Tage geöffneten Adlonbunker filmen durfte. „Da unten ist die Zeit stehen geblieben, das ist sehr faszinierend.“ Weniger faszinierend fand Zeitzeugin Süßmilch ihre erneuten Bunkerbesuche. „Das hat mir überraschender Weise gar nichts ausgemacht“, sagt sie. Dafür hat sie der Film sehr mitgenommen, gibt sie zu. „Das war, als würde ich alles wieder miterleben.“

„Bunker - Die letzten Tage“ läuft in den Kinos Blow Up, Filmbühne Am Steinplatz und Hackesche Höfe. Der Verein „Berliner Unterwelten“ bietet jeden Samstag Führungen an. Infos: www.berliner-unterwelten.de

Aliki Nassoufis

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