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Gastronomie: Ristorante gegen die Mafia

"Mafia, Nein danke!": Nach den Morden in Duisburg zeigen italienische Wirte aus Berlin Flagge – obwohl sie nicht bedroht werden.

Die Initiative hat sich ein großes Wort zum Motto genommen: „Menschen, die sich der Mafia beugen, sind Menschen ohne Würde.“ Bekannte italienische Wirte in Berlin wollen jetzt in diesem Sinne Würde zeigen: Sie haben in Zusammenarbeit mit der „Union der Italiener in der Welt“ (UIM) die Vereinigung „Mafia – nein danke!“ gegründet, weil sie die möglichen Folgen des sechsfachen Mordes von Duisburg fürchten. Es sei möglich, dass sich „einige in dumpfen Vorurteilen bestätigt sehen und pauschal Italiener mit Mafia gleichsetzen“, heißt es in der Einladung zu einer Pressekonferenz, die am Dienstag stattfinden soll.

Dass sich besonders Gastwirte und Restaurantbesitzer vor einer solchen Entwicklung fürchten, liegt auf der Hand: Wie am Donnerstag berichtet, kursieren in Italien Spekulationen, wonach etwa 30 Berliner Pizzerias in irgendeiner Weise in illegale Tätigkeiten der Mafia verstrickt sein sollen.

Massimo Mannozzi, graue Eminenz der in Berlin lebenden Italiener, hält das für reine Spekulation ohne Bezug zur Realität. Er weist den Eindruck zurück, dass es Gründe für seriöse Berliner Gastronomen gebe, sich der Mafia in irgendeiner Weise zu beugen. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes, der seit fast 40 Jahren das Ristorante „Bacco“ in der Marburger Straße betreibt, hat nach eigenen Angaben in dieser Zeit nur einmal Kontakt zu Schutzgelderpressern gehabt. „Das waren ein paar Jungs,“ erinnert er sich, „die haben mal eine Pistole auf den Tisch gelegt. Die haben wir am nächsten Tag von der Polizei abholen lassen.“ Doch dieser wenig spektakuläre Vorfall liege mindestens 30 Jahre zurück.

Er unterstütze aber die Initiative uneingeschränkt, um die Position der Berliner Gastronomen deutlich zu machen, sagte Mannozzi weiter. Diese Aktion sei rein präventiv gemeint, denn die Gäste in der Stadt hätten bislang in keiner Weise negativ auf den Duisburger Fall reagiert, von einem möglichen Gästeschwund könne keine Rede sein.

Mannozzi meint, wer seriös arbeite, habe keinen Grund, sich vor der Mafia zu fürchten; dass sich irgendwelche Geldwäschereien mit entsprechenden Kontakten als Pizzeria tarnen, könne er nicht ausschließen, halte es aber für wenig wahrscheinlich. Echte italienische Gastronomen hätten damit nichts zu tun. Ähnlich äußerte sich auch sein Sohn Alessandro, der das erfolgreiche „Bocca di Bacco“ in der Friedrichstraße betreibt. Er betont, es habe nie jemand versucht, Druck in dieser Richtung auszuüben oder auch nur Kontakt aufzunehmen. Es habe überdies bisher auch nie Grund gegeben, mit italienischen Kollegen über das Thema zu reden.

Zum Pressegespräch haben sich die Restaurantinhaber Fabio Angilé (Osteria No.1), Pino Bianco (Trattoria A´ Muntagnola), Bruno Pellegrini (Ana e Bruno) und Gino Puddu (Café Aroma) angesagt. Als Unterstützer werden in der Erklärung außerdem die Besitzer der Restaurants „Il pane e le rose“ und „Sale e Tabacchi“ sowie die Mannozzis genannt. Die UIM ist ein gewerkschaftsnaher Verein, der sich für die Interessen der 600 000 Auslandsitaliener einsetzt und in Deutschland nach eigenen Angaben rund tausend Mitglieder hat. Bernd Matthies

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