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GAZETELER Rückblick: „Es fehlt nur der Judenstern“

Was türkische Blätter ihren Lesern an den Festtagen berichteten

„Nazimethoden gegenüber Muslimen“, titelte die „Hürriyet“ gestern. Darüber zeigte die Zeitung den Judenstern und schrieb dazu: „Es fehlt nur noch der gelbe Stern.“ In den Unterzeilen erklärte die Zeitung, warum sie sich so aufregt: „Jetzt verlangen Minister der CDU/CSU von den Muslimen auch noch eine Unterschrift unter einer Erklärung ,Ich werde keine Gewalt anwenden‘.“

Der Bericht war eine Reaktion auf die Forderung von zwei Unions-Politikern, die von Muslimen eine Gewaltverzichtserklärung fordern. Zuvor hatte das Bundesinnenministerium eine Studie veröffentlich, wonach knapp 40 Prozent der Muslime die Anwendung von Gewalt bei einer Bedrohung des Islams durch den Westen für gerechtfertigt halten. Mit der Forderung nach der Erklärung würde jeder Moslem zu einem potenziellen Gewalttäter erklärt, beschwerte sich die „Hürriyet“.

Ebenfalls auf ihrer Titelseite berichtete die „Hürriyet“ über den jungen Wachmann, der bei dem Überfall auf einen Supermarkt in Reinickendorf erstochen wurde. „Genau ein Jahr nach dem Tod des Vaters ist die Festtagsfreude der Familie U. in tiefe Trauer umgeschlagen“, schrieb die Zeitung. Die Überschrift dazu lautete: „Türkischer Wachmann in Deutschland getötet.“ Das Fest, das die „Hürriyet“ hier meint, ist dabei nicht Weihnachten, sondern das dreitägige Opferfest, das am Sonnabend zu Ende gegangen ist.

Und noch eine schlechte Nachricht hatte die „Hürriyet“ für ihre Landsleute. Unter dem Titel „Die Polizisten schossen auf ihn in dem Café, wohin er geflüchtet war“ zeigte sie das Bild eines türkischen Familienvaters aus Hungen im Landkreis Gießen. Dieser hatte sich nach einer Fahndung wegen Bedrohung seiner Familie einen Schusswechsel mit der Polizei geliefert. Er wurde dabei verletzt. Dass die Beamten aber in einem Lokal geschossen hätten, wusste nur die „Hürriyet“ zu berichten. Suzan Gülfirat

Suzan Gülfirat

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