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Berlin: Geändertes Konzept, mehr Besucher - Klimaanlage und Umbauten verteuern den Neubau in Kreuzberg

In der Finanzierung des Jüdischen Museums droht eine Kostenexplosion in zweistelliger Millionenhöhe. Bislang sind für den Libeskind-Neubau an der Lindenstraße in Kreuzberg 120 Millionen Mark veranschlagt.

In der Finanzierung des Jüdischen Museums droht eine Kostenexplosion in zweistelliger Millionenhöhe. Bislang sind für den Libeskind-Neubau an der Lindenstraße in Kreuzberg 120 Millionen Mark veranschlagt. Gestern war bekannt geworden, dass in den im Wesentlichen fertig gestellten Bau möglicherweise eine neue Klimaanlage eingebaut werden müsse, weil ein größerer Besucherandrang als in der Planungsphase vor zehn Jahren erwartet werde.

Die Sprecherin der Bauverwaltung, Petra Reetz, bestätigte einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung. Allerdings sei nicht mit den dort genannten Umbaukosten von 20 Millionen Mark, sondern mit 10 bis 15 Millionen Mark zu rechnen. Der Umbau sei offenbar unumgänglich, weil Versicherer ein für die Ausstellungsstücke angemessenes Klima fordern. Der Tagesspiegel erfuhr jetzt von Befürchtungen, dass die bevorstehende Erweiterung der Klimaanlage nur der erste Posten in einer Reihe neuer Geldforderungen des Museums sei.

In Senatskreisen heißt es, man rechne auch mit einem Ausbau der Lichtanlage und der gesamten Ausstellungstechnik. Denn mit der Umwandlung des Museumskonzepts von einer Abteilung des Berlin-Museums in ein von einer Stiftung getragenes eigenständiges Museum habe sich auch die Thematik geändert. Aus einem "leisen" Haus der Stille und des Nachdenkens über die Rolle der deutschen Juden in der Kultur- und Geistesgeschichte Berlins - Architekt Daniel Libeskind baute "Leerstellen" ein, um dazu anzuregen - sei ein "lautes" Konzept geworden: Nun solle der eigenwillige Libeskind-Bau die Hülle für ein aufwendiges "Hightech- und Multimedia-Museum" zur jüdischen Geschichte in Deutschland werden. Über die Höhe der zu erwartenden Mehrkosten könne nur spekuliert werden.

Das Jüdische Museum wollte gestern lediglich bestätigen, dass derzeit eine "Routineüberprüfung" der Klimaanlage im Gange sei. Sprecherin Eva Söderman sagte, Direktor Michael Blumenthal habe hierzu ein Gutachten bei einem Ingenieursbüro in Auftrag gegeben. Im Gegensatz zu dem zunächst geplanten "Erweiterungsbau des Berlin-Museums" erfahre das eigenständige Jüdische Museum "sehr viel mehr internationale und nationale Aufmerksamkeit". Allein im Oktober dieses Jahres hätten 15 000 Menschen das noch leere Gebäude besichtigt. Die Gutachter sollten jetzt bis zum Ende des Jahres herausfinden, welchen Besucherandrang die vorhandene Klimaanlage bewältigen könne. Der Darstellung der Tageszeitung, die Direktion des Museums beabsichtige, eine Klimaanlage nach amerikanischen Maßstäben einbauen zu lassen, widersprach Söderman. Dass das beauftragte Ingenieursbüro auch andere technische Umbauten überprüfe, könne sie nicht bestätigen. "Wir möchten uns derzeit noch nicht über technische Details äußern", sagte die Sprecherin. Die Gefahr einer Kostenexplosion werde aber übertrieben. So seien die gestiegenen Personalkosten - gegenüber 12 Mitarbeitern Ende 1998 sind jetzt 50 für das Museum tätig - mit dem Senat abgestimmt.

Die Sprecherin der Bauverwaltung betonte, dass die im Haushalt vorgesehenen Baukosten von 120 Millionen Mark "verplant" seien. Für einen Umbau der Klimaanlage müssten neue Mittel aufgebracht werden.

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